[0:00] Music. Einleitung und Begrüßung [0:13] Hallo und herzlich willkommen zu Viele Sein, dem Podcast zum Leben mit Dissoziativer Identitätsstruktur. Ich bin Hannah Rosenblatt und spreche mit Anna. Hallo. Ich sitze im Gewitter, ihr sitzt in der Hitze. Und heute sprechen wir darüber, wie es ist, mit Lebensentscheidungen zu leben, die nicht alle von uns getroffen haben. Ja, genau. Das ist ein Thema, das ihr eingebracht habt. Wie kam es zu dieser Frage? Gab es einen Anlass, dass ihr darüber sprechen wolltet oder was steckt da so hinter? Suche nach innerer Ruhe und Ausgeglichenheit [0:51] Da steckt dahinter, dass das etwas ist, womit wir ziemlich hadern, was uns laufend beschäftigt, irgendwie auf eine Art und. Menschen treffen wichtige Entscheidungen vom Bewusstsein aus. [1:07] Also das ist halt irgendwie etwas, was wir nicht vollständig begreifen können. Und ich glaube, man geht davon aus, oder wir stellen es uns zumindest so vor, dass wenn Menschen wichtige Lebensentscheidungen treffen, dann machen die das ja meistens vom Hintergrund eines Bewusstseins oder eines ungeteilten Bewusstseins. Also so stellen wir es uns zumindest vor, dass Menschen, die wichtige Entscheidungen treffen, keine Ahnung, zum Beispiel heirate ich diesen Mann ja oder nein, lasse ich mich scheiden ja oder nein, will ich Kinder ja oder nein. Also wir meinen solche Lebensentscheidungen. Bleibe ich in meiner Familie ja oder nein? Ja genau, das zum Beispiel. Niemand, sagen wir, es gibt eine eine Frau, die hat, einen Partner und die ist viele, jetzt ist ein Beispiel, das nichts mit uns zu tun hat, aber wir verwenden es mal, weil wir es recht einfach finden. Und es gibt Innenpersonen von ihr, die lieben diesen Partner, die wollen mit diesem Partner sein, die haben dieses Leben gewählt. Und dann gibt es aber eine Innenperson, die die Scheidung einreicht, parallel dazu. Und irgendwie kommt es dann zur Scheidung, weil sich offensichtlich diese Innenperson durchsetzt Und irgendwie nimmt das halt dann diesen Verlauf. [2:36] Und alle anderen müssen irgendwie damit klarkommen. Genau, alle anderen. Genau. Ja, wobei es sicher etwas differenzierter ist, auch dann im Inneren, aber so im Groben, glaube ich, wäre das die Problematik, die wir gern besprochen hätten. Ja. [2:54] Wir können da ein ganz konkretes Beispiel setzen oder nehmen von uns. Bei uns war das ja, brechen wir den Täterkontakt ab oder nicht? Gehen wir von ... Die eine große Entscheidung, die ich gar nicht mitgetroffen hab, war, geh ich aus der Herkunftsfamilie raus oder nicht? Das haben andere als ich entschieden. Und ich muss jetzt damit leben, keine Familie zu haben und auch keine Erinnerung an meine Familie zu haben in dem Sinne. Also, und auch nicht die Chance zu haben, so selber mir ein Bild von den Leuten zu machen. Und der Abbruch ... von Kontakten aus so ausbeuterischen Kontexten. Aus so organisierten Gewaltkontexten, in denen wir ausgebeutet wurden. Auch diese Entscheidung haben wir nicht alle so komplett getroffen. Aber beides waren ganz große Lebensentscheidungen, die dann auch ganz viel beeinflusst haben im Nachgang. Ja. Und was war für euch dann wichtig zu besprechen? Also, geht es darum, okay, wie verpackt man das dann? Hey, andere haben in meinem Leben was entschieden und ich soll jetzt damit klarkommen? Wie soll ich das denn machen? Oder geht's eher darum, wie wir Entscheidungen treffen zusammen? Wie man das verhindert, dass solche Entscheidungen so getroffen werden? Oder noch was ganz anderes, woran ich jetzt gar nicht denke? [4:16] Ja, also, einerseits denke ich, wie ... Das ist so meine Frage, wie kann man damit auch einen Frieden finden, weil mit dem muss man ja auch mal umgehen können, dass man offensichtlich eine Entscheidung in eine Richtung getroffen hat, die aber auf keinem Konsens beruht und trotzdem ist es offensichtlich die richtige oder die einzig mögliche Entscheidung gewesen, sonst wäre sie nicht gefällt worden. Wir sehen das schon auch so, dass wir uns denken, wenn das überhaupt nicht richtig gewesen wäre, unter keinen Umständen, dann wäre die Entscheidung anders gefallen. Wie kann man gleichzeitig dieses Vertrauen in die Richtigkeit der Entscheidung empfinden, Ohne dass man aber bei gleichzeitigem Fühlen von, für einige war es überhaupt nicht richtig und die sind massiv verzweifelt, zum Teil, dass die Entscheidung so getroffen wurde, wie sie getroffen wurde und die können das überhaupt nicht verstehen und diese Gleichzeitigkeit. [5:26] Von, okay, das war offensichtlich richtig, sonst wäre es nicht so passiert. Zumindest können wir uns, denke ich, so weit auf uns verlassen, dass wir eigentlich schon sehr verantwortungsvoll agieren in Summe. Und gleichzeitig, wie konnte das passieren? Wir haben das ja gar nicht mitbekommen, wir wollten das ja gar nicht. Und das ist ein Spannungsfeld. Also wir finden da schwer einen inneren Frieden damit. Ich glaube, darüber würden wir gerne reden. [6:04] Und auch wie ihr das seht, das würde uns sehr interessieren, war die Entscheidung dann letztendlich, jetzt in eurem Fall, war sie richtig? Obwohl manche vielleicht das gar nicht mitbekommen haben und das auch nicht wollten. Darf ich die Frage schon beantworten? Wenn dir wirkt? Ich glaube, das eine verbindet sich so ein bisschen mit dem anderen, dieses einen Frieden damit finden wollen. Also ich finde in all dem, was sie jetzt gesagt hat, sind so ganz viele Unterthemen. Zumindest waren das für mich so ganz viele kleine Häppchen, die wir so bearbeiten mussten. Weil ein Punkt ist ja, das zu bemerken, die anderen haben eine Entscheidung getroffen, an der ich nicht beteiligt war. Da ist ja das unangenehme Gefühl, nicht nur, die haben was entschieden, was ich anders entschieden hätte, sondern auch, die haben was entschieden, ohne dass ich beteiligt war. Also das ist ja auch ein Kontrollverlust. Und den kann man ja durchaus auch betrauern, aber der muss nicht unbedingt was mit der Entscheidung zu tun haben. Also, Also wenn ich mich übergangen fühle, sozusagen. Ist ja ein bisschen schwierig formuliert, so in dem Zusammenhang. Also Dissoziation heißt halt nicht, ins zu übergehen, sondern... [7:27] Versteht ihr, was ich meine? Ja, ich denke schon. [7:32] Damit hatte ich am Anfang viel zu tun, gerade was den Weggang aus der Herkunftsfamilie anging, habe ich lange so das Gefühl gehabt, so nach dem Motto, meine Krankheit hat mir meine Familie genommen, sozusagen. Und das ist natürlich total bitter, weil das ja auch die Gründe, der Inns wegzugehen, total nach hinten fallen lässt, sondern mich total in den Vordergrund stellt. Und mein Gefühl von, hey, ich wollte das aber mitbestimmen oder ich habe das Gefühl einer Entscheidung beraubt worden zu sein. Und dass die ganzen Hintergründe von den anderen so ganz ausblendet. Also das ist irgendwie das Erste. Und das andere ist, aber was ich so rausgehört habe, war, war die Entscheidung im Nachhinein richtig, obwohl ich nicht beteiligt war? Da weiß ich gerade noch nicht, ob ich das so verbinden kann, weil eine Entscheidung kann ja immer richtig sein, aber deswegen muss sie sich nicht zwangsläufig auch gut anfühlen, egal ob ich beteiligt war oder nicht. Also irgendwie habe ich mich gerade gefragt, ob ihr oder du jetzt speziell so ein bisschen Schwierigkeiten damit hast, diese Entscheidung anzunehmen oder einen Frieden damit zu finden. Schwierigkeiten mit der Entscheidung umzugehen, die sich nicht richtig anfühlt. [9:00] Weil sie sich für dich nicht richtig anfühlt. [9:03] Also, als würdest du das von dir erwarten. Also nach dem Motto, ich würd ja fühlen, wenn das richtig wär. Dann wär ich ja damit einverstanden. Ist das so? Ja, auch, glaub ich, ja. Mhm. Ich glaub, dass es auch so ist, ja. Da müsste man vielleicht irgendwie nochmal gucken, was richtig für dich heißt, also, was deine Parameter gewesen wären, wenn du vor der Entscheidung gestanden hättest, also alleine. [9:35] Aber ich glaube, um nochmal ganz so einen Rückgriff zu machen, ich glaube, Leute, die nicht viele sind, treffen auch nicht immer so große Lebensentscheidungen im Konsens mit sich selber. Also ich glaube, dass auch Leute, die sich nicht als viele erleben, durchaus auch mal gegen Vernunft entscheiden oder gegen ihr Bauchgefühl entscheiden oder sagen, okay, 90 Prozent meiner, Entscheidung kann ich gar nicht begründen, aber zehn Prozent schon. Und, aufgrund dieser zehn Prozent, die ich gut begründen kann, treffe ich diese Entscheidung jetzt so. Macht das die Entscheidung dann richtig und innerlich ganz oder konsensuell oder so oder nicht? Wie würdet ihr das sehen? Naja... Also ich glaube, dass jemand, der... [10:40] Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, wie wir das sehen. Also es ist so ein bisschen so wie der Schokoriegel, den man eigentlich nicht essen muss, weil man eigentlich schon genug gegessen hat heute. Aber irgendwie hat man Lust drauf. Und es gibt dann nur dieses Argument, Lust da drauf zu haben und den dann zu essen, Während alle anderen Gründe eigentlich dagegen sprechen oder man gar nicht so genau weiß, was eigentlich so dagegen spricht. Und dann isst man den einfach. Das ist ja auch keine 100%-Ja-Entscheidung. Ja, gut, aber das ist ja letzten Endes etwas sehr Banales. Wenn es jetzt aber um etwas geht, so ein Beispiel, wie wir es vorher formuliert haben... Mit der Heirat. Ja, zum Beispiel, dass es da eine Frau gibt, die ihren Mann liebt und den heiratet und, offensichtlich nicht alle mit diesem Mann einverstanden sind und dann die Scheidung einreichen. Also, wie wisst ihr, wenn es jetzt um etwas Banales geht, okay, hat ja letzten Endes nicht viel, keine großen Konsequenzen, aber wenn es um so ganz existenzielle Themen geht. [12:02] Die vermutlich schon von jemandem, der nicht viele ist, sehr viel abverlangen. Beispiel für Entscheidung trotz Liebe in Beziehung [12:17] Ich weiß nicht. Ja, vielleicht wäre dieses Beispiel, wenn jemand nicht viele ist und, da gibt es halt eine Frau, die will einerseits, so könnte man es dann formulieren, einerseits will sie mit ihrem Mann bleiben, andererseits ist sie unglücklich in der Beziehung. Natürlich könnte man das irgendwie auf so einen unspektakulären Konflikt runterbrechen. [12:42] Ja, oder auf irgendwie sowas. Ihre Gründe zu heiraten sind dann sowas wie, okay, wir Wir haben unsere Streitigkeiten, aber das kriegen wir schon hin. Für die Steuer ist es ja auch besser. Und es ist praktischer für unsere Buchhaltung. Man kann ja ... Für so eine Ehe gibt's ja mehr Gründe als Liebe. Aber ich könnte mir vorstellen, wenn eine Person viele ist, und dann hat sie eine sehr dominante Alltagsperson, und die liebt diesen Mann einfach nur. Die hat keine Ahnung von den Konflikten und hat keine Ahnung von steuerlichen Vorteilen, die eine Eheschließung bringt oder was weiß ich. Und da könnte ich mir vorstellen, dass das so ein Konflikt ist, weil Liebe allein für so eine Entscheidung halt nicht reicht. Das kann reichen, das kann ja zur Folge haben, dass diese sehr dominante Persönlichkeit in dieser Person, die viele ist, dass die dann ganz viel Energie da reinsteckt, dass die Beziehung richtig gut wird. Und die anderen ins dann sagen, ja, okay, wir finden den nicht cool, aber er stresst uns nicht, dann bleiben wir jetzt halt verheiratet. So, weißt du, dass dann sich solche Dynamiken entwickeln. Es kann aber natürlich auch sein, dass die Person sagt, ich liebe ihn. [13:55] Und aber eigentlich gar nicht so richtig weiß, was, also so gar nicht alles mitkriegt von dieser Person. Und dann eher von den anderen Anteilen vor dieser Person geschützt werden muss. Und die reichen dann in die Scheidung ein, weil es sein muss. Genau, aber ich glaube, dass es für diese dann eigentlich, verweist das Ganze ja dann wieder auf dieses Thema, denke ich jetzt, dieser dissoziativen Barrieren unter den Innenpersonen. Ich hoffe, das ist für alle, die uns zuhören, überhaupt noch konkret genug. Es ist doch sehr abstrakt irgendwie, aber wenn dieser Anteil, der wirklich einfach den Partner total liebt und nichts mitbekommt von denen, die da raus müssen Und auch ihre Gründe haben, warum sie das müssen und vielleicht sogar diese Gründe noch schwerwiegender sind, als die Gründe dieses Anteils, der den Partner einfach nur liebt. [14:58] Und deswegen die Entscheidung so getroffen wird. Aber dann ist das, wir finden das, was uns daran so schockiert, ist diese absolute entgegengesetzte, also dass da was überhaupt nicht zusammen geht so in unserem Verständnis, wir uns denken, wie kann das sein? Wie kann es beides geben? Also, weil für diese Innenperson, die den Partner ja nur liebt. [15:28] Die kann sich ja überhaupt nicht vorstellen, was das sein könnte, was sie von dem wegbringen soll. Und dann sieht sie sich mit einem Resultat konfrontiert, nämlich jenem der Trennung beispielsweise, der gut begründeten Trennung, und kann das nicht ansatzweise nachvollziehen. Ja. Weil das ist dann auch der Punkt, wo ich denke, deswegen sollte so eine Person auch diese Entscheidung nicht treffen. [15:55] Heiratet man den oder nicht? Aber was ist, wenn sie die Entscheidung schon getroffen hat? Also wenn wir von einer Entscheidung reden, die bereits getroffen wurde, zum Beispiel eben, dass dann die Scheidung eingereicht wurde, also dass dann die Trennung von diesem so geliebten Menschen stattgefunden hat? Ja, ja, ja, das ist halt dann das Problem, aber da kann man ja auch, also Irren ist menschlich, das kann man ja auch wieder so ummünzen, finde ich, auf Leute, die, ja, auf Leute, die nicht viele sind. Man kann sich ja auch irren, man kann sich ja auch täuschen in einem Menschen. Dass man diesen Zustand hat, oh ich liebe den so und der hat nur positive Eigenschaften und so. Das ist ja auch was, das ist ja ein Zustand. Das ist ja, man sagt ja auch dieses vor Liebe blind sein. Und ein ähnlicher Zustand kann dann eben auch eine Innenperson sein, die eben nur diese Liebe hat und nur dieses, oh der ist so toll. Und auch nur diese Perspektive auf diese Person haben kann. Aber das hindert ja den Gesamtorganismus, in dem Fall dann halt die Frau, die viele ist, ja nicht daran, auch zu dem Punkt zu kommen, okay, ne, da habe ich mich geirrt. Oder, dass dann andere eben diese Entscheidungen treffen. Aber wo du sagst, wie geht das, dass beides ja gleichzeitig ist, ne? Ich glaube, das geht, weil das so ist. [17:18] Also, weil es geht. Ja, aber das ist schon schockierend. Also wir merken, dass uns sowas schockiert. Warum? [17:30] Ja, das ist, das ist, weil es, also wenn wir uns zum Beispiel vorstellen, vielleicht haben wir ein besseres Beispiel, wenn wir uns vorstellen, also wir haben ja unseren Assistenzhund und wir lieben den über alles. Und jetzt stellt euch mal vor, jemand von uns würde den im Tierheim abliefern. Das ist doch der absolute Irrsinn. Wieso? Ja, das wäre doch... Also das... [17:58] Okay, das ist vielleicht ein schlechtes Beispiel, denn wir würden das niemals machen. Nee, finde ich gar nicht. Ja, aber das finde ich eigentlich... Ich finde das supergut, das Beispiel. Okay. Weil wir hatten das mit NackNack auch schon ganz oft, dass wir Situationen hatten, in denen wir einfach dachten, oh, es ist gerade nicht aushaltbar. Es ist gerade nicht... Wir haben eine Vorgeschichte mit Hunden und wir haben schwierige, sehr, sehr schwierige Erfahrungen mit Hunden gemacht. Und es gab Situationen, vor allen Dingen während ihrer Läufigkeiten, während ihrer Junghundphase, gab es immer wieder Situationen, wo wir einfach sehr, sehr, sehr getriggert waren und überhaupt nicht zurechtgekommen sind, insgesamt. Und da war die Liebe und die Zuneigung und auch dieses Verantwortungsgefühl ihr gegenüber, das war noch da. Und dennoch gab es dann Inns, die gesagt haben, die muss weg, die muss, die muss weg. Und das hatte überhaupt nichts mit unserer Einstellung ihr gegenüber zu tun. Und natürlich, ja, da waren Inns, die sie nicht als unseren Hund erkannt haben, sondern die sie verwechselt haben. Und bis wir das so auf der Kette hatten und immer wieder eingefangen gekriegt haben, hat es zum einen gebraucht, dass wir anerkennen, dass selbst wenn wir sie wegbringen, wir haben sie dann bei Freunden übernachten lassen oder in der Pension gegeben, aber das war irgendwie immer klar. [19:28] Also auch wenn die Inns, die das nicht aushalten konnten, sie dahin gebracht haben, es war immer klar, dass wir sie auch wieder abholen. So, dass wir keine Entscheidungen treffen, die langfristig sind. Und dass auch irgendwie klar ist, dass das auch zu unserer Verantwortungsübernahme gehört. Liebe als Gefühl, das nicht alles andere in Schatten stellt [19:44] Dass wenn wir mit ihr nicht gut umgehen können, dass okay ist, das zu fühlen und sie dann vor uns zu schützen. Ja, sehr gut. Auch das, also das geht zusammen, obwohl es sich sehr widersprüchlich anfühlt. Und damals hatte ich auch wirklich zeitweise so Gefühle von Kontrollverlust, Ängsten. Also so eine Ängste, okay, oh Gott, was ist, wenn ich aufwache? Und dann liegt sie tot da, weil sie jemand von uns umgebracht hat. [20:12] Und das sind so Gedanken, da könnte man auch sagen, würden wir nie machen. Weiß ich aber nicht. Also es gibt sicherlich Situationen. Also wer weiß, Menschen sind zu allem fähig, warum sollte ich nicht dazu fähig sein, warum sollte ich das ausschließen, dafür gibt es keinen Grund. Aber ich hatte irgendwie immer das Gefühl, gerade was den Hund angeht oder auch was unsere Beziehungspersonen angeht, da war total wichtig zu verstehen, dass Liebe kein Gefühl ist, das alles andere in Schatten stellt. Also dass das so was ist, was man dann nur hat und daneben kann nichts anderes stehen. Das war total wichtig, uns das so klar zu machen. Aber wenn ihr sagt, dass es euch schockiert, wenn so Gegensätze da sind, habe ich mich gerade gefragt, habt ihr auch sowas? Also, dass ihr denkt, neben bestimmten Gefühlen oder Haltungen darf eigentlich keine andere sein? Ist das so ein bisschen der Haken? [21:21] Ja, ich glaube schon. Also wenn es jetzt um das Thema, ja wenn es um Liebe geht oder um Verantwortung. Also wir könnten nicht damit leben, glaube ich. Also es wird nie so sein, dass das können wir, also ich weiß, wir können es eigentlich nicht garantieren, aber wir formulieren es trotzdem als Garantie, weil es für uns einfach total wichtig ist, es zu tun. Also es so zu formulieren. Wir werden, also nicht nur wir würden, sondern wir werden niemals unsere Liebe, unsere Verantwortung, alles, würde es nicht zulassen, wird es nicht zulassen, dass zum Beispiel mit unserem Assistenzhund, dass dem irgendwie, dass wir dem irgendwie, also wir schaden dem ja sowieso nicht, aber dass wir irgendwas tun würden, was dem indirekt schadet zum Beispiel, das können wir definitiv für uns ausschließen und wenn es jetzt aber so wäre, dass wir, also wir sind davon felsenfest überzeugt und wenn es so wäre, dass es dennoch, dass wir drauf kommen würden, da gibt es noch was anderes, mit dem könnten wir glaube ich nicht gut. [22:37] Leben. Also das könnten wir nicht akzeptieren, dass es so ist. Okay, also dann hättet ihr wieder so eine Situation, wo, andere dann eine Entscheidung getroffen hätten und ihr würdet das nicht akzeptieren können oder da keinen Frieden mitmachen können. Ja, also garantiert nicht. Verlust der Herkunftsfamilie und verschiedene Perspektiven [22:57] Dann würden wir immer denken, ich meine im Hinblick auf unser Beispiel, dass wir nicht benennen können, aber worüber wir ja doch irgendwie indirekt reden, sehen wir es jetzt nicht ganz so drastisch, weil wir doch irgendwie denken, ja irgendwie in Summe war es wohl die richtige Entscheidung, so, aber wenn es jetzt zum Beispiel um den Hund ginge, da könnte einfach nichts, also das könnte nicht, das könnte das nicht die richtige Entscheidung gewesen sein, selbst wenn welche von uns, ja wisst ihr, selbst wenn die Entscheidung dann gefällt wäre, dann wäre es einfach eine so gravierende Fehlentscheidung, mit der wir nicht leben könnten. Und wie unterscheidet. [23:44] Also, wir sind uns nicht so sicher, aber vielleicht ist es zu abstrakt auch irgendwie. Naja, vielleicht ist das Beispiel auch ein bisschen schwierig, weil ihr einfach sehr verbunden seid mit dem Hund. Ja. Vielleicht ist es, ich gehe mal auf unsere Beispiele zurück, auf diese, zum Beispiel das Verlassen der Herkunftsfamilie. Damit bin ich überhaupt nicht verbunden und deswegen fand ich das so schwierig. Ich kenne die Leute nicht. Also für mich ist das einfach ein Verlust. Und halt auch nicht nur dieser Verlust von Zugehörigkeit. Familie macht ja einfach auch das. Man weiß, wo man hingehört. Man hat einen Stammbaum. Familie, Geschichte, Familie im Geheimnis. Das ist nicht so ein Schnickschnack. [24:37] Ich hab einfach gar nichts davon. Für mich ist das erst Leben als Fakt in Ordnung und lebenswert geworden, als ich meinen Namen ändern konnte. Weil es dann so eine Konkurrenz hergestellt hat. Ich konnte dann irgendwie so sagen, ich bin halt wie ein Same, der weggeflogen ist und jetzt bin ich aufgeschlagen auf einer Wiese und bin ganz alleine und bin halt mein eigener Familienbaum. Wenn ich noch ein bisschen wachse, kriege ich ein Stämmchen und so. Vorher war ich einfach sehr verloren durch diese Trennung. Ich weiß aber, es gibt da einfach verschiedene Perspektiven drauf, sehr sachlich und faktenbezogen war das das Beste und vermute ich auch das Einzige, was ich machen konnte, um mein Leben zu retten. Ja, genau. Das ist der Punkt, ja. Und das ist was, was ich halt wirklich nur als Fakt betrachten kann, weil ich nicht mit den – ich weiß nicht, wie mein Familienleben war. Ich habe eine gewisse Vorstellung davon, vor allen Dingen auch aufgrund meiner Erkrankung. [25:44] Dürfen wir da was fragen? Ja. Das heißt, ihr jetzt wisst über eure Herkunftsfamilie eigentlich gar nichts? Ja, Hanna, also wir, uns gibt es erst seit wir schon lange nicht mehr bei der Familie gewohnt haben. Wir sind erst im Nachhinein entstanden und die Systeme, die vorher aktiv waren, da kriegen wir erst jetzt Kontakt. Und das sind halt jugendliche Systeme. Und ich kann schon mal so viel sagen. Also alles, was an Erinnerungen gerade hochkommt, spricht gerade nicht für mich dafür, dass ich eine Familie hatte, um die es sich zu trauern wirklich ganz doll lohnt. Okay. Also aus meiner Perspektive und ganz sachlich betrachtet. Ja, okay. [26:28] Aber diese Aufladung mit, damit könnte ich nicht leben, die habe ich durchaus auch bei Jugendlichen aus diesem System, die unfassbar traurig darüber sind, dass wir nicht mehr zu Hause leben und dass wir keinen Kontakt mehr zur Familie haben. Aber wie begegnet ihr denen? Ihr müsst denen ja irgendwie begegnen, oder? Ja, aber warte mal. Es gibt die, die traurig sind. Es gibt die, die total erleichtert sind. Es gibt die, die total panisch sind, weil sie denken, sie sind nicht wirklich von denen weg. Die kommen immer wieder. Es gibt Kinder, die noch nicht mal ausdrücken können, wie sie sich fühlen in Bezug darauf. Von denen ich auch nicht glaube, dass sie mir glauben können, dass sie nicht mehr da sind, dass wir erwachsen sind. Und dann gibt es die, die sich so ein bisschen gerecht fühlen. Die so ein bisschen denken, ja, ich konnte so lange gar nichts machen, aber jetzt konnte ich was machen, hä, hä, und dicke Arme machen. Also die Folgen dieser Entscheidung sind ganz vielschichtig und sind auch ganz vielschichtig im Inneren gespeichert. Es gibt ganz viele verschiedene Haltungen dazu. Und davon sind die wenigsten so, oh nein, das war eine richtig schlechte Entscheidung und ich kann gar nicht damit leben. Das betrifft zwei, drei Inns. [27:56] Aber wenn ihr jetzt euch auf diese zwei, drei Innenpersonen. [28:04] Wenn ihr euch auf die konzentriert, oder sind die zum Beispiel total davon überzeugt, dass es ganz, ganz, also die wollen einfach zurück, oder wollen die einfach zurück, und aus deren Sicht ist dort alles gut gewesen, gewesen? Also Frage. Ja, also entweder, also für eine Person ist es alles genau so, wie es sein sollte. Warum sollte das anders sein? Genauso muss das sein. So ist Familienleben, so ist Familie. Also für die ist das eher so ein Bruch ins Unnatürliche sozusagen. Auch wie ein unnatürlicher Eingriff. Für andere ist es auch so ein Akt von Illoyalität. Ich habe doch versprochen, Ich bin immer da. Ich gehe nicht weg. Ich halte meine Treue sozusagen. Und für wieder andere ist einfach unvorstellbar, wie das sein soll ohne diesen Kontakt. Verschiedene Haltungen zur Entscheidung der Herkunftsfamilie [29:09] Aber das klingt jetzt für uns so, wenn wir das so hören, dass... [29:17] Dass da jetzt keine Position vertreten ist, die wirklich zum Beispiel sich der Familie verbunden fühlt. Also, das, was ihr beschreiben könnt ... Nur doch diese eine Person schon. Also, ich weiß von einer Person auf jeden Fall, die das richtig ... [29:33] Die uns das richtig übel nimmt. Okay. Weil das, was ihr beschrieben habt, das könnte auch so was sein, so wie eine ... Ähm ... ähm ... Eine internalisierte Überzeugung von außen quasi. Es darf nicht so sein, es soll nicht so sein. Die Familie nicht verlassen, aber gibt es auch eben welche, die wirklich jenseits solcher internalisierten Überzeugungen auch wirklich ein Gefühl haben, dass die Familie wirklich gut ist und dass sie eine liebevolle Familie ist und also gibt es da auch solche? Die gibt es auch? Ja. Und wenn ich auf die zugehe, tue ich das, also ich versuche es zumindest, das immer wertzuschätzen. Auch wenn ich es anders sehe. Also ehrlich gesagt dreht sich mir manchmal schon der Magen um und ich denke so, okay, Okay, puh, also, dann merke ich aber auch, wenn ich kurz ein bisschen drüber nachdenke, dass ich auch ein bisschen neidisch bin, weil dieses Inn diese Perspektive hatte. Und weil es ... Etwas erfahren konnte in dieser Familie, was es so schön und wichtig findet, dass es dableiben will. Mhm. [30:56] Das ist ja nicht einfach nur so. Grade wenn es jenseits von diesem eingeredeten Zeugs ist, ne? Ja. Dann kann ich ja schon annehmen, dass sie einfach gute Erfahrungen gemacht haben. Und das ist ja so tragisch, dass sie diese Erfahrungen haben und ich nicht. Und dass ich dann immer nur diesen Blick habe von, ja, da ist einfach sehr viel Gewalt passiert und sehr viel Missachtung. Und es war wichtig für mein Überleben wegzugehen, obwohl diese tollen, schönen Erfahrungen auch da waren und, die ja auch in mir gespeichert sind. Mhm, ja. Also, wie doof, dass man dann so einen Widerspruch aufwachen muss. zu. [31:39] Ja, dass man eben nicht beides gleichzeitig haben kann. Ja. Das ist einfach total doof, aber das macht weder meine Position kleiner und unsere Notwendigkeit, unser Leben zu retten, noch die Erfahrungen, die diese Inns gemacht haben. Es ist ja beides gleich wichtig und wertvoll. Ja, genau. Und das ist aber auch die Schwierigkeit, finde ich hier. Also das ist zumindest, so erleben wir es, dass genau das die Schwierigkeit ist. Aber gleichzeitig ist es vielleicht auch sehr einfach, indem man eben diese konträren Positionen nebeneinander stehen lassen kann, dass es eben kein entweder oder gibt. Es gab zwar, so wie ihr es jetzt auch formuliert habt, eine Notwendigkeit, also etwas, was die Not gewendet hat. Es gab die Notwendigkeit dieser Entscheidung und sie konnte nur so ausfallen, weil sie eben dass ja euer Leben gerettet hat. [32:42] Und weil wir auch andere Sachen versucht haben. Also ich kann mir auf jeden Fall nicht vor mir sagen, dass ich es nicht anders versucht habe. Ja, das kommt ja auch dazu. Bevor wir da weggegangen sind, haben wir einfach auch jede Menge Scheiß gefressen, weil wir dachten halt, ja gut. Also es war eigentlich schon das Ende des Spektrums, der Entscheidungsmöglichkeiten. Ja, voll. Genau. Und das ist ja auch in unserem Fall so, wenn ihr so darüber redet, denken wir die ganze Zeit, ja, eigentlich können wir das auch für uns so sehen. [33:22] Und dann könnte es ja irgendwie ganz einfach sein, indem man irgendwie alle Positionen, die es im Innern eben dazu gibt, würdigt. Und da denken wir gerade, das hat dann ganz viel mit Trauer eigentlich auch zu tun. Also da geht es irgendwie so ums Betrauern. Also das denken wir jetzt gerade, das fühlen wir gerade irgendwie. Ja, ich glaube, irgendwie geht es auch voll ums richtig Kapieren. Also es gibt ja Kapieren in der Birne und es gibt Kapieren im inneren Gefühl. Ich glaube, darum geht es voll. Ja, aber das heißt vielleicht auch, ein Stück weit das zu betrauern, Trauern, also das zu realisieren einfach mit allem, was dazugehört. [34:15] Ja, also ich wollte mal sagen, es geht ja auch die Leute, die dann die Entscheidung gemacht haben, dass man weggeht, das ist ja auch nicht so schwupp, so ich entscheide das jetzt, weil ich alle hasse und gehe dann weg, also das ist ja auch Logistik, also man muss es ja irgendwie auch auf die Kette kriegen und das war ja auch irgendwie nicht einfach, zumindest bei uns war es voll nicht einfach. Und dann, also die Sache musste man ja ausprobieren. [34:53] Also was muss man jetzt alles machen. Und dann fliegt man damit ein paar Mal auf die Schnauze, weil es irgendwie nicht geht, weil man sich das irgendwie einfacher vorgestellt hat, als das dann echt geht. In echt meine ich jetzt. Und also da war ich dann auf jeden Fall auch immer traurig, weil ich dachte, okay, jetzt habe ich mich schon mal überwunden, jetzt mache ich die Entscheidung, jetzt ziehe ich das durch und dann ist es sau schwer und keiner hilft einem irgendwie richtig. Und da musste ich ja auch was vertrauern sozusagen. Also ich habe gedacht, ich würde das einfach hinkriegen und habe es aber nicht einfach hingekriegt. Dann war ich auch erst mal voll so, was bin ich eigentlich für eine Wurst, der will hier irgendwie voll was reißen und das geht voll nicht. Also das ist das erste Traurige und dann, wenn man dann richtig weg ist, dann hast du ja nichts mehr. Also gerade, also man geht ja von zu Hause weg, da ist ja alles, was man hat. Also. [36:08] Wir waren 15 und wir konnten nicht viel in unseren Rucksack reinpacken und das meiste, was uns irgendwie wichtig war, haben sie dann weggeworfen. Also das war irgendwie dann auch so mit Trauer verbunden und so. Also ich glaube, genau das Beispiel ist halt irgendwie, das ist immer traurig und das ist dann irgendwie nicht nur, wenn so Leute wie Hanna halt sagen, ja ich habe keine Familie, ich weiß nicht, was ich so vermisse, bla bla, dann ja, da denke ich halt auch immer, ja, schön für dich, aber ich weiß das, also ich, ich weiß es, was ich vermisse. Und obwohl ich die Entscheidung getroffen habe, Obwohl ich mag die Leute nicht, ich vermisse nicht die, aber ich vermisse alles andere. Das ist auch voll traurig. Die Logistik des Weggehens [37:10] Ja, auch was ihr jetzt, wir hängen noch an dem, können wir einen Schritt zurück an dem, als ihr sagte, das ist auch mit Logistik verbunden, beziehungsweise, dass es da, vermutlich noch mal auch andere Innenpersonen gibt, die dann die Entscheidung ausführen. Also das kommt ja auch dazu, zum Beispiel, wenn wir haben gerade darüber nachgedacht, dass bei unserer Entscheidung, die wir da treffen, mussten oder getroffen haben, dass wir überhaupt nicht, also wir, wie wir jetzt mit euch hier reden, überhaupt nicht beteiligt waren an diesem Akt, sozusagen an dieser Handlung, die die Entscheidung markiert. [37:56] Also das richtige Weggehen dann, den Tag, wo man dann abhaut. Genau, diesen Tag, wo man dann das alles in die Wege leitet. Und ich glaube, und das ist dann, aber vielleicht ist das auch falsch, das zu tun, aber wir stellen uns manchmal vor, wie das jetzt wäre, wenn wir das hier und heute tun müssten. Wir können es uns nicht vorstellen, dass wir das schaffen würden. Ja, ja. Also ich glaube, wenn wir jetzt, jetzt heute, an diesem Tag, also wir wissen nicht, wir können das nicht mehr rekonstruieren, wie wir das gemacht haben, weil uns das so, unvorstellbar schwierig vorkommt, also so unschaffbar eigentlich, dass wir uns denken, wie kann man das getan haben, also wie viel Energie oder wie viel Sicherheit musste dann letzten Endes auch in der Entscheidung, oder wie viel Sicherheit musste da vorhanden sein auch in. [38:58] Wisst ihr wie wir das meinen? Ja weiß ich, aber irgendwie, das ist so Erwachsenen-Denken. Als wir weggegangen sind, war einfach nur okay, ob wir hier sterben oder woanders, Hauptsache wir können das selber bestimmen. Das war eigentlich nicht so, wie krieg ich es auf die Kette, sondern okay, mir egal, Rucksack und los. Ja, aber erinnert ihr euch an das? Ein bisschen im Briefkasten und geradeaus. Ja, ich erinnere mich daran. Auf jeden Fall. Wenn wir es heute noch mal machen würden, ein bisschen schlauer machen. Ich denke mal irgendwie an sowas wie... Keine Ahnung, vielleicht ein bisschen mehr Unterwäsche einpacken und vielleicht auch ein bisschen Geld klauen oder so. [39:36] Ich war voll dumm. Ich hatte eigentlich einfach nur die Sachen, die mir richtig wichtig waren. Meine Schulsachen, wie behämmert. Ich habe meine Schulsachen eingepackt. [39:45] Ja, also das war irgendwie nicht das Klügste, glaube ich. Also das denke ich heute auch ein bisschen schlauer machen können. Aber naja, wir haben halt gedacht, Schule ist wichtig. Da müssen wir hingehen, auch wenn wir hiervon weggehen irgendwie. Aber wenn wir es heute noch mal machen würden, dann wüssten wir wegen, weil da jetzt, also jetzt haben wir Kontakt zu Erwachsenenanteilen, also zu Hannah zum Beispiel und wir kriegen ja jetzt, also jetzt sind wir erwachsen und können mehr Sachen machen. Das war ja früher, wenn ich mit der Geldkarte zur Sparkasse gegangen wäre, gesagt hätte, hier Entschuldigung bitte 500 Mark Euro, dann hätten die mich schräg angeguckt und hätten mir kein Geld gegeben, aber heute könnte ich ja, könnte ich mir irgendwie überlegen, wie ich an Kohle komme oder so. Oder. [40:36] Also man kann halt als erwachsene Person viel mehr Sachen irgendwie entscheiden und dann wird man auch richtig angehört und da kommt keiner und sagt irgendwie, ja hier, was erzählst du für eine Scheiße, geh mal zu Mutti und Vati, die sind lieb. Das war früher voll anders und da sind ja ganz andere, also muss man andere Kämpfe machen sozusagen. Weißt du, wie ich meine? Aber dieser Gedanke, was du gesagt hast, mit dem würde man es heute irgendwie wieder hinkriegen. Schwierige Situation und die Entscheidung wegzugehen [41:17] Ich glaube, heute würden wir gar nicht so viel Schiss kriegen und würden gar nicht mit so Arschgeigen zusammen wohnen, dass wir dann irgendwie weg müssen. Weißt du, wie ich meine? Ja, okay, das ist natürlich, ja, das wissen wir. Es ist immer gut, wenn man eh ein Leben hat, wo man dann so eine Scheiße nicht nochmal machen muss. Ja. Ja. Ich fand das damals voll schwer, dann auch da weg zu bleiben. Also dann die Entscheidung auch durchzuziehen. [42:02] Wo seid ihr dahin? Erst mal waren wir so ein bisschen so unterwegs. War nicht geil, kann ich schon mal sagen. Und dann waren wir in so einem, das heißt Kinder-Jugend-Notdienst. Da sind wir hingekommen. Weil wir hatten ja dann mit so einer Jugendamtante zu tun. Die hat uns dann dahin geschickt, dass wir dahin gehen sollen. Ich hab mal gefragt, willst du nicht wieder nach Hause gehen? Das kann man doch alles lösen, hat sie gesagt. Okay. Ja. Ja. Ja. Ich hab auch gedacht, äh, ja, geil, wie soll ich mich denn noch auflösen? Na ja. Und dann sind wir da hingegangen. Aber das war erst mal voll schwer, es war auch verführerisch, ne? Mir war voll kalt. Und ich hab irgendwie voll gestunken und hatte Hunger und so Und hab gedacht, fuck, wenn ich nach Hause gehe, dann ist das Problem jedenfalls nicht mehr da. Könnte ich halt duschen gehen und was essen vielleicht. Aber die ganze andere Scheiße wäre halt immer noch gewesen. Aber es war schwierig. Ja. Traurigkeit wegen Entscheidung Schule zu verlassen [43:22] Ich find's irgendwie immer gut, wenn wir darüber reden. Und wenn wir so ... Wenn wir uns ausdrücken können, dass es okay ist, dass wir ... Dass wir traurig sind, obwohl's eine richtige Entscheidung war. Halt nicht wegen der Leute, sondern weil ... es wär ja alles in einer ordentlichen Bahn gewesen, wenn wir da geblieben wären. Wie meint ihr das, in der ordentlichen Bahn? Ja, dann wäre da die Schule, wo unsere Sachen sind. Vielleicht wären wir voll so ein schlaues Supergirl geworden. Das seid ihr sowieso. Ich meine so, wenn man an die Uni geht und dann so Forscher-Sachen macht. Wir haben ja kein Abitur gemacht dann. Das ist ja dann irgendwie alles voll schiefgegangen mit der Schule und so. [44:22] Und vielleicht wäre ja auch dieser ganze Klapsenkack nicht gewesen. Wäre ja auch nicht gewesen. Da denke ich manchmal, dass das irgendwie traurig ist. Denn haben wir es schon geschafft und haben uns so voll angestrengt. Und dann ist das das Ergebnis gewesen. Geil. Super, dafür hat es sich ja voll gelohnt, für Klapsen live und ... Scheiß. Erst mal voll viele Jahre noch. Mhm. Und wenn ich dann irgendwie mitkrieg, dass andere, so Kinder zum Beispiel, voll traurig sind, weil wir weg sind, dann ... Ja, dann macht mich das auch ... mich auch immer ein bisschen unsicher. Mhm. Aber wenn ich dann mitkrieg, dass die Älteren eigentlich ganz okay damit sind und manchmal auch ein bisschen stolz auf uns sind ... Dann denke ich wieder, ja, ist okay, können wir so stehen lassen. Mhm. Okay. [45:19] Habt ihr so was gar nicht? Also, dass ihr so gar nicht mit denen reden könnt, die das gemacht haben? Die weggegangen sind? Unser Beispiel ist etwas anders. Deswegen... Wir haben uns jetzt irgendwie drauf ge... Also, wir... Bei uns geht es ein bisschen um was anderes, deswegen können wir das nicht so ganz klar beantworten. Aber auf unser Beispiel übersetzt, oder auf das, woran wir denken, wenn wir das übertragen, dann doch, es gibt schon auch, glaube ich, die Momente, in denen wir, ja, ja, irgendwie damit okay sind und. Selbstvorwürfe wegen Überlebensentscheidung [46:14] Ja Macht ihr euch Vorwürfe? Ja, ich glaube ja, ich glaube, dass wir da sehr auch, eine ganz große Schuld damit verbinden Und da die nicht so richtig, weil wir eigentlich, ich glaube auch, weil es so ein Überlebensthema war, also so, entweder wir entscheiden uns für uns, dass wir, so wie wir gelebt haben bis zu dem Zeitpunkt, also dass wir überhaupt leben, weiterleben können oder dass wir überhaupt können oder also wie sollen wir das sagen also nach dem motto der preis ist so hoch für euer weiterleben ja irgendwie glaube ich gibt es manchen uns die das ganz so sehen dass sie da ganz viel schuld auf sich geladen haben in dem Versuch, sich selbst zu retten. Einflüsse von Außen auf die Sichtweise [47:36] Ja, also das kam zum Teil auch von außen. Ich glaube tatsächlich, dass es diese Sicht auf das geben kann so vom außen her auch und im inneren natürlich noch mal also im innen auch. Dilemmata und Entscheidungen in Bedrängnis [48:04] Ja Ja. Aber auf der anderen Seite denken wir, es gibt einfach auch im Leben solche Dilemmata. Es gibt auch solche Situationen, wo man so in Bedrängnis ist, dass man nicht mehr draufgehen kann. Oder man entscheidet sich fürs Leben. Und es kann sein, wenn man sich fürs Leben oder Überleben entscheidet, dass halt wer anderer drauf geht. Scheiße. Ja, aber kann passieren. Das ist ja keine Schuld in dem Sinn, sondern man hat einfach seinen, man hat sich fürs Überleben entschieden. Und ja, und ja. [48:59] Habt ihr alle Aspekte dieses Schuldgefühls schon geprüft? Also habt ihr geprüft, ob ihr da wirklich Schuld auf euch geladen habt? Ja, ich denke schon und unsere Antwort ist ja, wir haben Schuld auf uns geladen, aber ich weiß nicht, wie prüft man das? Also vielleicht ist die Art und Weise, wie wir das geprüft haben, auch sehr eingeschränkt gewesen oder ist sehr eingeschränkt. Deswegen weiß ich nicht, ob wir alles geprüft haben, aber ich glaube so ganz intuitiv würden wir sagen, Es bleibt einfach eine Schuld, die können wir nicht, die ist einfach, die ist da. [49:39] Und habt ihr die Möglichkeit, das so umzuwandeln? Also ich habe gerade bei diesem Schulthema daran gedacht, wie uns unsere Eltern gesagt haben, wir würden die Familie zerstören. Also auch mit so einer Psychologin in so einer Familientherapie. Und da haben die gesagt, du weißt so eigentlich, wie du unsere Familie zerstörst. Solche Sätze kennen wir auch sehr gut. Genau, und ich habe mich ganz lange irgendwie damit befasst, weil ich versuchen wollte, wie gesagt, ich kenne ja meine Eltern nicht, aber diese Szene, das war eine der ersten, die ich erinnert habe, als ich aufgearbeitet habe, wie wir weggelaufen sind, also als wir da in die Aufarbeitung gegangen sind, war das eine der ersten Szenen, die mir so aufgeploppt sind und wo ich dann im Nachhinein gedacht habe, na ja, okay, das ist mit Sicherheit für meine Familie richtig schlimm. Also, mal ... Nehmen wir mal alles irgendwie raus. Aber wenn Sie das wirklich so erleben, dass ich die Familie zerstört habe, mit meinem Verrücktwerden, sag ich mal, im weitesten Sinne, mit meinem Nicht-mehr-Mitspielen, das ist ja Ihre Perspektive. Die kann ich Ihnen ja nicht nehmen. Und wenn das Ihre Perspektive ist, wenn Sie das so empfinden. [51:00] Dann muss das ja schlimm für Sie gewesen sein. Und zwar so schlimm, dass Sie mir das sagen. Aufbürden, dass ich das wieder regeln soll und dass ich diese Verantwortung auf mich laden soll, die ganze Familie zu retten, indem ich mich opfere sozusagen, indem ich mich, zurückstelle und mich nicht so wichtig nehme, was auch immer. Das kann ja so sein, aber sie sind nicht daran gestorben, während ich, also dass ich weggegangen bin, hat ihr Leben nicht beendet. Es hat es verändert und es hat die Familie vielleicht zerstört, was weiß ich, das kann Das kann ich überhaupt nicht beurteilen. Ich kann es überhaupt nicht prüfen. Und es gab ja auch keine Bestandsaufnahme davor. Also, ne? Ich hab ja kein Konzept davon, wie unsere Familie vorher war. Ähm, aber ... Ich wäre definitiv gestorben, denn ich hätte mir das Leben genommen, wenn ich da hätte weiterleben müssen. Also, mein Standpunkt ist aus meiner Perspektive ganz klar. [52:02] Und meine Berechtigung am Leben zu sein und sein zu dürfen auch. Aber was wäre gewesen, wenn tatsächlich jemand von eurer Familie sich mit eurem Weggehen beispielsweise suizidiert hätte? Was wäre dann gewesen? Ich meine, not my monkey, not my business. Das ist wirklich, Suizid ist immer die Entscheidung der Suizidenten. Das ist eine Verantwortung, die ich nicht übernehmen muss. Es ist eine Entscheidung, die diese Leute treffen. [52:35] Weil ich weiß, was du meinst. Ich könnte mich natürlich auch schuldig fühlen. Wegen mir hat sich die Person das Leben genommen. Hat sie aber nicht. Sie hat sich das Leben genommen, weil ich nicht mehr da war und sie sich entschieden hat, so will ich nicht leben. Sie hätte sich ja auch anders entscheiden können. Mhm. [52:54] Ich glaube, es gibt ein Buch, Sofies Entscheidung. Kennt ihr dieses Buch? Ich glaube, wir haben das nie gelesen und wir wissen es nur ganz fragmentarisch, um was es da irgendwie geht. Aber es geht um eine Frau, die zwei Kinder hat und sich irgendwie, ich weiß die Umstände nicht, ich glaube Nazi-Zeit, irgendwas, aber jedenfalls muss sie sich für ein Kind entscheiden. Sie kann ein Kind irgendwie, das ist jetzt ein heftiges Beispiel, ich weiß, aber sie kann ein Kind behalten sozusagen und sie muss eines zurücklassen. Und das ist ja trotzdem eine Art von Dilemma, also wenn das jemand... Das ist nicht wirklich eine freie Entscheidung. Ich glaube, das spielt auch noch mit eine Rolle, auch in der Thematik, bleibt man bei TäterInnen, bleibt man in der Herkunftsfamilie oder nicht. Wie frei kann man diese Entscheidungen treffen? [54:06] Gerade dieses Beispiel zeigt ja ganz klar, eine Mutter, die der erste Gedanke ist, natürlich entscheide ich mich für beide Kinder. Wenn sie gezwungen wird, sich für eins zu entscheiden, dann ist es keine Entscheidung, dann ist es Zwang. Dann ist es eine Reaktion, ein Handeln in Folge von Zwang. Ja, natürlich, aber sie wird immer damit leben vermutlich, dass sie, dass die eine, die Entscheidung für etwas, eine Entscheidung gegen etwas, also sie hat... Ja, aber sie hat keine Entscheidung getroffen, sie wurde gezwungen. Ja, ja. Ich glaube, das ist dann das, was man sich so ein bisschen klar machen muss und das ist auch was, was ich in Bezug zum Beispiel auf die Frage, gehe ich von zu Hause weg oder nicht, immer von mir gewiesen habe, weil ich das wichtig fand für mich. [54:57] Wir haben eine Entscheidung getroffen. Wir haben uns nicht gezwungen. Unterschied zwischen Entscheidungen und Reaktionen in Gewaltkontexten [55:01] Niemand hat uns gezwungen, von zu Hause wegzugehen. Wir haben eine Entscheidung getroffen in Bezug auf Dinge, die wir in Gewaltkontexten gemacht haben, für die wir uns schuldig fühlen. Versuchen wir, das genau zu etablieren, zu sagen, da haben wir keine Entscheidung getroffen, da haben wir reagiert. Da mussten wir reagieren. Da wurden uns Verhaltensweisen und Urteile abgezwungen. Aber das ist, glaube ich, wirklich auch wichtig in Bezug auf Schuldgefühl. Entlastet euch das dann auch von dem Schuldgefühl, wenn ihr das so seht? Es bringt uns ganz oft in so, also mich bringt es in schwierige Zustände, weil in uns auftauchen, sehr verteidigen müssen, dass es auf gar keinen Fall Gewalt war, sondern notwendiges Verhalten zu einem höheren Zweck oder um ein höheres Ziel zu erreichen. Die verteidigen dann eher die Begründung der Täterin. Und weil sie, wenn sie anerkennen, dass sie. [56:11] Eben häufig gezwungen wurden, dann mach das was mit ihrem Selbstbild. Mhm, okay. Und das ist total schwierig. Also, da kommt's immer wieder zu so Loyalitätskonflikten und zu so ... Ja, auch zu einer ganz starken Abwehr einfach. Mhm. Und trotzdem ... Ich ... das ist so ein bisschen mein Vorteil als Person, die das alles nicht erlebt hat. Ich kann mich damit ganz abstrakt befassen unter Gewalt und Zwang trifft man einfach keine Entscheidung. Die Verantwortung für die Situation liegt bei denen, die Zwang und Gewalt ausüben. Und da erwarte ich auch irgendwie nicht von diesen Inns, dass sie sich entlastet fühlen von ihrer Schuld oder ihren Schuldgefühlen. Aber ich versuche zu etablieren, dass sie sich von mir gesehen fühlen können als Personen, die handeln mussten und die vielleicht auch gedacht haben, dass sie handeln wollten. Schwierigkeiten in der Therapie [57:24] Also ich bin nicht so gut mit denen in Kontakt. Ich merke das halt nur immer in solchen Situationen. Wenn man unsere Therapeutin so was anspricht und so fallen lässt und ich dann merke, oh Gott, ich springe gleich ins Gesicht. What the fuck? So? Ja. Äh... Dann merke ich es. Und ich versuche mich dann so ein bisschen wieder darüber zu erden, dass ich mir diese Faktenbasis, es ist ja ganz abstrakt und betrifft nicht nur mich, sondern ganz viele andere Menschen auch, Wenn ich mich so darauf zurückziehe, dann bringt es auch Ruhe rein, zumindest für mich. Weil ich dann nicht so in diesem Strudel der Schuldgefühle und so untergehe. Ich weiß genau, wenn ich da so reingehe, dann fängt es vielleicht an mit so einem Schuldgefühl von jetzt reden die schlecht über meine Eltern, ich bin so eine schlechte Tochter oder wie auch immer. Und von da aus ist es so eine ganze Kette. Ich hätte nie weggehen sollen, das habe ich mir gedacht. War doch gar nicht so schlimm, ich hätte mich nur zusammenreißen müssen. Und ganz am Ende denke ich, wieso gehe ich überhaupt noch zur Therapie? Ja, ja. Mein ganzes Leben ist ein Schrotthaufen. Ach, das wird dann immer gleich so groß. Ja, das kenne ich auch. Ja. [58:46] Ich glaub, so haben wir auch ganz viel Zeit verplempert in der Therapie, mit diesen Unsicherheitskreiseln, weil wir immer dachten, was, wenn wir uns falsch entschieden haben? Was, wenn wir ein richtig tolles Leben weggeworfen haben? Ja, genau. So, ja. Aber wir haben ja jetzt ein richtig tolles Leben. Ja, stimmt, ja. Also, in großen Teilen. Ja. So. Ähm ... Als wir noch nicht so ein tolles Leben hatten, war das alles ein bisschen schwieriger. Einfach nicht so da. Wenn du in Hartz IV bist oder sonst wie, abhängig von allen Ecken und Enden, das funktioniert alles irgendwie nicht und dann hast du am besten noch irgendwie eine schillernde PTBS und irgendwelche chronischen Krankheiten und sitzt dann da und denkst, wäre ich zu Hause geblieben, hätte ich das alles nicht. Das ist natürlich einfacher. Was ich auch gemerkt habe, was mir irgendwie hilft, da einen Frieden mitzufinden ist. Alltagsentscheidungen üben [59:52] Auch meine ganzen anderen Alltagsentscheidungen damit zu üben. Mit eben diesen banalen Entscheidungen. Müsli oder Cornflakes. Cornflakes oder Brot zum Frühstück. [1:00:10] Was sind die Vorteile, was sind die Nachteile? Also, na ja, mit so banalen Entscheidungen. Und einfach zu merken, okay, es gibt immer Ins, die dagegen sind, Es gibt immer welche, die dafür sind. Es gibt immer Gründe, die dafür sprechen und Gründe, die dagegen sprechen. Und einfach auch zu merken, dass diese Widersprüche auch im kleinsten, banalsten Dingen sind und mich das aber nicht daran hindern muss, irgendwas zu entscheiden. Weil es am Ende ja nicht um die Entscheidung geht, sondern um die Auswirkungen dieser Entscheidung. Uns hilft da auch zu registrieren, also wenn wir dann wieder solche Zweifel haben in Bezug auf diese Entscheidung, dass wir, wenn wir so in unser Leben schauen oder auf unser Leben schauen, dass wir feststellen können, dass wir sehr, sehr verantwortungsvoll mit unserem Leben umgehen und mit unseren Entscheidungen und dass wir, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine völlig irrsinnige, verantwortungslose Entscheidung treffen, sehr gering ist, also wie wir leben, und zeigt eigentlich, dass wir sehr verantwortungsvoll mit unserem Leben umgehen. [1:01:26] Und das versichert uns dann immer ein bisschen, sodass wir merken, okay, wir brauchen vielleicht gar nicht so viel Angst davor haben, dass wir etwas tun oder etwas entschieden haben, was völlig... [1:01:48] Ja, ähm, wisst ihr? Illegitimes? Ja, genau, genau, weil wir sehen ja, dass unser Leben könnte ja gar nicht so funktionieren, wie es jetzt funktioniert, wenn wir so verantwortungslos wären und so verantwortungslos mit Entscheidungen umgehen würden, Auch wenn wir vielleicht nicht den Entscheidungsprozess vollständig mitbekommen haben, aber wir können davon ausgehen, dass wir sehr, sehr gründlich uns die Dinge, also wir tun das, ja, wie gesagt, unser Leben wäre ein Chaos und das ist es nicht. Also ist es nicht mehr, wenn wir einfach irgendwie agieren, herum agieren würden und das tun wir nicht. Aber es zwingt euch natürlich auch ein bisschen darin, nie eine Quatschentscheidung zu treffen. Ja, wir treffen selten Quatschentscheidungen, glaube ich. Ja, ich versuche das auch immer so zu sagen, da wo wir jetzt sind, da sind wir aus Gründen und weil das irgendwie alles schon so richtig war, aber wir sagen irgendwie inzwischen auch, Und wenn sich rausstellt, dass wir irgendwas falsch entschieden haben. [1:02:59] Dann können wir immer noch versuchen, eine Lösung zu finden. Ja, das auch. [1:03:08] Wir hatten auch so lange sehr strikte Phasen, wo wir irgendwie dachten, jede Entscheidung muss sitzen und immer 100% und so. Und inzwischen können wir da ein bisschen beweglicher sein und denken, okay, wir machen jetzt erstmal das, was uns jetzt hier und heute klug erscheint und sinnvoll erscheint. Und wenn sich rausstellen sollte, dass es das nicht ist, dann nutzen wir, also das denken wir halt dann von vornherein mit und bauen uns halt schon immer auch Möglichkeiten ein, sagen, okay, wir ändern das nochmal. So große Lebensentscheidungen treffen wir halt nicht so nach dem Motto, wenn das jetzt entschieden ist, dann muss das für immer so bleiben. Okay, aber ich glaube, also wir sind da, wenn es jetzt wirklich um so große Entscheidungen geht, dann glaube ich, dass wir schon davon ausgehen können, dass wir, also. [1:04:09] Dass sie dann auch dabei bleibt? Ja, ja, hundertprozentig. Da reden wir jetzt aber nicht von Banalitäten, sondern wirklich von großen Entscheidungen. Und für uns bleibt dann eigentlich nicht mehr so viel übrig, weil, okay, Wohnung da oder dort ist für uns keine Lebensentscheidung. Arbeit hier oder da ist jetzt auch keine Lebensentscheidung. Also es ist nichts, was wir nicht verändern könnten. Aber zum Beispiel, da bleibt für uns dann nicht mehr viel übrig. Ich glaube, in dem Moment... [1:04:42] Ich glaube, da geht es bei uns wirklich nur um Verantwortung für ein anderes Wesen. Das sind Dinge, die wir nicht ändern würden. Da müsste uns etwas passieren. Da müsste unser Leben in Gefahr sein, dass wir es nicht mehr tun können. Aber das wäre niemals etwas, wo wir sagen, das hat sich jetzt als falsch herausgestellt. Wir können die Verantwortung nicht mehr wahrnehmen. Ja, aber dann zwingt ihr euch natürlich da rein, ne? Verantwortung und Teilbarkeit [1:05:13] Naja, zwingen. Also der Anspruch erscheint mir etwas hoch. Ja, aber das ist Verantwortung. Also jetzt zum Beispiel mit dem Mund. Ja, aber Verantwortung ist teilbar. Ist was, teilbar? Ja, Verantwortung ist wie ein Keks. Kann jeder was von haben. Ja, aber wenn man alleine ist, was ist dann? [1:05:33] Ja, dann musst du dir jemanden holen, mit dem du es teilst. Das ist das, was ich meine. Das ist das, was ich meine. Wir denken ja schon ganz lange über eine Familie nach. Familiengründung und Kinderwunsch ist eine Riesen-Lebensentscheidung. Und es ist total klar, dass wir eine chronisch kranke Person sind. Es ist ein zu hoher Anspruch, wenn wir von uns erwarten, dass wir immer und 100 Prozent und in jeder Situation auf jeden Fall die Verantwortung zu 100.000 Prozent übernehmen. Nein, das nicht. Aber es ist vermutlich, wenn ihr euch für Familie entscheidet und ihr habt dann beispielsweise ein Kind mit eurem Partner, dann, also Frage, also wir würden dann so denken, okay, dass ihr euch Unterstützung holt, dass der Partner da ist, das ist ja alles geteilte Verantwortung. Aber vermutlich würde niemals zur Debatte stehen oder vielleicht auch doch, ich weiß es nicht, bei uns zumindest nicht, dass wir dann sagen, okay, wir schaffen es doch nicht, wir müssen das Kind zur Adoption freigeben. [1:06:29] Aber wenn das die Situation ist ... Ja, und genau, damit könnten wir eben, deswegen wir treffen wirklich nur solche Lebensentscheidungen, wo wir dann auch wissen. Also wie gesagt, da müsste uns etwas, da müsste unser Körper, äh, ja. Also das ist so ein bisschen die Frage, ab welchem Punkt könntet ihr euch, könntet ihr euch das erlauben? Das ist vielleicht so so eine Frage. Ja, wenn wir im Sterben liegen, sonst nicht. Das ist ja super anstrengend. Ja, aber das ist so. Ja, das könnt ihr ja auch so machen. Ich möchte nur sagen, dass das ganz schön viel ist. Ja, aber das ist halt, Verantwortung ist halt viel. Ja, aber es kann auch sehr verantwortlich sein zu sagen, okay, das Kind ist nicht gut bei mir aufgehoben, ich muss es zur Adoption freigeben. Nein, das ist ein Wahnsinn. Das ist aber auch ein Umgang mit Verantwortung. Das ist das Gleiche mit dem Hund. Es gibt diese Situation und das kann man nicht vorhersehen. [1:07:39] Ich weiß, ihr habt recht. Ich höre in euren Worten eine Hanna von vor 15 Jahren oder so. Vielleicht zehn, zwölf Jahren irgendwie, die sich auch diesen Druck gemacht hat und aber auch so ein Gefühl von Sicherheit. So nach dem Motto, wenn ich mir ganz, ganz, ganz, ganz sicher bin, dann treffe ich eine Entscheidung und dann halte ich die auch durch und dann ziehe ich durch, komme was wolle. Der Druck, eine Entscheidung durchzuziehen [1:08:14] Was wolle, was wolle, was wolle, ich ziehe und ziehe und ziehe, hups gerissen. Das ist ein Das ist ein bisschen ein Problem. [1:08:23] Weil es gibt einfach Dinge, die kann man nicht unter Kontrolle haben. Es gibt Dinge, darüber kann man sich sicher fühlen, auch wenn man gar keine Sicherheiten hat. Und das Leben ist so eine Sache. Ich weiß, aber ich sag ja, wenn es z.B. was ist, wo eine Krankheit uns so dahin rafft, dass wir einfach wirklich nicht mehr in der Lage sind, uns z.B. um den Hund zu kümmern. Aber alles andere würden wir für uns als nicht zulässig empfinden. Also da gibt es wirklich nichts. Da seid ihr sehr, sehr hart. Da seid ihr sehr, sehr hart mit euch. Weil ihr es natürlich auch vorher verdient habt. Bitte? Ihr müsst doch nicht im Sterben liegen, bevor ihr eine gute Entscheidung für euch trefft. Das finde ich ganz schön hart. Ja, aber ich glaube, wir sind da so. Also wir sind da irgendwie so. Das ist scheinbar die einzige legitime Ausrichtung. Aber ist das nicht auch Traumalogik? Ist es das? Ja, findest du nicht? Nicht? Inwiefern? Im Sinne von, okay, ich darf erst irgendwie Entlastung für mich reinbringen, wenn es überhaupt gar nicht mehr anders auszuhalten ist. Wenn ich eigentlich kurz vorm Sterben bin und nicht mehr anders kann. [1:09:33] Ja, bis dorthin kann ich ja anders. Zumindest irgendwie. Ja, okay, ich verstehe. Aber vielleicht habt ihr recht, wir haben das noch nie unter dem Gesichtspunkt betrachtet, Wir haben eigentlich immer gedacht, wir sind einfach sehr verantwortungsvoll. Ja, seid ihr ja auch. Das ist ja auch sehr verantwortungsvoll, wenn ihr euch da so ganz viele Sicherheiten aufbaut und ganz viel Bereitschaft dazu aufbaut. Das finde ich schon auch. Ich finde, das ist auch wahr. Ja. Ich habe gerade überlegt, naja... [1:10:13] Als es z.B. um den Ausstieg ging aus diesen Kontexten. Ich glaube, wenn ich von mir erwartet hätte, dass ich... Dass ich da jetzt rausgehe und nie, nie, nie wieder Kontakt mit denen habe, ich glaube, dann hätte ich mich nach dem 1. Übergriff, nach dem Ausstieg, da hätte ich mir eine Kugel geben müssen oder so. Okay. Das wäre ja dann nicht mehr vereinbar gewesen. Weil dann hätte ich ja Kontakt mit denen gehabt. Ja. Also, die Situation war so, wir sind ausgestiegen, und für uns war klar, wir haben irgendwie alles gekappt. Ähm, freiwillig oder mit unserem Einverständnis oder wie auch immer, konnte niemand mehr Kontakt mit uns aufnehmen. Und entsprechend gewaltvoll war dann der Übergriff. Und das war nichts, was wir kontrollieren konnten. verantwortlich dafür gefühlt, weil ich ja beschlossen hatte, ich mach nicht mehr mit. Und dann hatte ich genau auch wieder diesen Punkt von, jetzt hab ich aber mitgemacht und musste erst mal kapieren. [1:11:18] Dass ich dazu gezwungen wurde. Mhm. Okay. Ähm ... Aber so in dieser Denke, die ihr grade aufgemacht habt, war ich dann eben auch. So, ne? Dann hab ich mich schuldig gefühlt gegenüber meiner Therapeutin und allen, die Versprechen von mir hatten, dass ich keinen Kontakt mehr habe. Aber und das war aber es war nicht in meiner in meiner Kontrolle, aber ich dachte es wäre in meiner Verantwortung, weil ich ja gesagt habe ich nie nie wieder. Okay, aber das war dann so, also das konnte ich nicht beeinflussen. Und dann hatte ich das einmal kapiert, dass es eben Situationen gibt, die man nicht beeinflussen kann. Du kannst nicht das Verhalten von anderen Leuten beeinflussen. Und wenn man das Verhalten von anderen Leuten nicht beeinflussen kann, warum, erwarte ich denn von mir, dass ich es kann, nur weil ich mir das vorgenommen habe, dass ich keinen Kontakt mehr habe von mir aus? Ja, ja. [1:12:18] Ja, stimmt, es ist vielleicht auch so ein, vielleicht was steckt dahinter, vielleicht so eine Überzeugung, dass man, ja, dass man alles unter Kontrolle haben muss. Ja, weil man sonst nicht mehr entscheiden darf. Ja. So nach dem Motto, man hat sein Recht auf eigene Entscheidungen verwirkt, wenn man die nicht richtig trifft. Das meine ich mit Traumalogik. Das ist ein bisschen wie, du hast dein Recht auf in Ruhe schlafen verwirkt, wenn du nicht den Müll runtergebracht hast. Ja. So, ne? Das sind so, ja... Also so, das ist Traumalogik. Also vielleicht, ihr hättet ja am Anfang so ein bisschen nach Umgangsmöglichkeiten damit gefragt, vielleicht wäre für euch ja dann auch irgendwie so ein bisschen gucken, nicht nur gütig mit denen zu sein, die gegen die Entscheidung sind, die ihr getroffen habt, sondern auch mit euch. [1:13:37] Auch dass ihr vielleicht noch nicht ganz gütig mit denen sein könnt oder mit euch selber in dem ganzen vielleicht spielt das auch mit eine rolle denke ich gerade weil ich das gerade in bezug auf mich denke ja ja ja habt ihr eigentlich in bezug auf das woran er jetzt gerade arbeitet habt ihr da eigentlich Unterstützung von außen? Also werdet ihr in den Entscheidungen, die ihr getroffen habt, so bestärkt oder eher nicht? Müsst ihr das mit euch ausmachen? Zweifel an Entscheidungen durch fehlendes Gesamtbild [1:14:16] Ich weiß, also Also therapeutisch werden wir bestärkt, also von unserer Therapeutin. [1:14:35] Jetzt wittelt er sich gerade. Guten Morgen. Er hat gerade geschlafen. Also ich bin mir nicht sicher. Ich glaube nicht, dass, also wir haben auch schon, also von Menschen, die das mitbekommen haben oder denen wir davon erzählt haben, da sind wir nicht sicher, Tschüß! [1:15:12] Ja, haben wir widersprüchliche... Da ist es leider auch so, dass die Menschen einfach nicht den gesamten Hintergrund kennen und wissen. Und dementsprechend bleibt vielleicht eine Handlung übrig, die überhaupt nicht kontextuell für die Menschen dann irgendwie einordnenbar ist. Und dementsprechend, ja, aber wir haben auch schon Rückmeldungen. Also habt ihr Zweifel an deren Urteilsfähigkeit, weil sie nicht das ganze Bild haben? Verstehe ich das richtig? Ja, oder die können halt leichter unsere Entscheidung verurteilen, weil sie eben nicht das ganze Bild haben. Also wir haben schon auch die Erfahrung gemacht, dass der Verurteilung irgendwie, also so, ja. Und ich glaube aber auch, dass es im Inneren bei uns einfach welche gibt, die die Entscheidung verurteilen. Also ganz scharf verurteilen. Wir wissen zumindest von einer Person, die uns das auch so gesagt hat. [1:16:40] So sinngemäß wie ihr das jetzt mit eurem Beispiel, dass ihr die Familie einfach vernichtet oder zerstört habt. Nur eben im Beispiel des Suizids, sagen wir, das wäre dieses Beispiel, Wir versuchen uns immer irgendwie mit Beispielen zu ... Es wäre so, als hätte diese Person uns gesagt, wir haben diese Person umgebracht. Also unsere Entscheidung hat sie ermordet. Und das ist natürlich schon, und es gibt eben innen auch welche, die sind auch davon überzeugt. Also die sind davon überzeugt, dass das letzten Endes Mord war. Also jetzt im übertragenen Sinn wieder, um im Beispiel zu bleiben. Ja, weil hätten wir die Entscheidung nicht so getroffen, dann hätte es nicht diese Folge gehabt. Mhm. Mhm. Oh, ich nenn so ... Diese Ins nenn ich immer meine innere Bildzeitung. Okay. Weil es ... ne? Also, total überzogen und dann möglichst ... Möglichst das Krasseste irgendwie. Ja. Ja. Und halt immer urteilend, immer verurteilend und abwertend irgendwie. [1:17:55] Ja, total. Und dann, ich hab schon gedacht, das ist dann, wenn man das nicht überprüft, das ist vielleicht auch gar keine Entscheidung oder dass es ein Unterzwang oder eine Notwendigkeit war und keine, also dass alles, was dazu geführt hat. [1:18:11] Schon überhaupt kein Boden der Freiheit sozusagen war oder, wisst ihr, dann, ja dann merkt man eigentlich wenn man das ja dann kann man das ja irgendwie auch durchschauen oder und sich denken okay das kann überhaupt nie das kann überhaupt nie ein Mord gewesen sein weil wenn es Notwehr war dann war es kein Mord zum Beispiel ja und dann ist es schon wieder ein völlig anderer Sachverhalt ja und dann ist es ja auch manchmal so dass Leute eine eigene Agenda dahinter haben Also wenn sie sowas sagen, also zum Beispiel diese Situation, in der uns gesagt wurde, dass wir die Familie zerstören, das war ja ein Gespräch mit einer Psychologin. Und die Psychologin hätte sich ja auch anders entscheiden können, als uns zu sagen, dass wir ja auch mal an unsere Eltern denken müssen. Ja, genau. Sie hat die Perspektive unserer Eltern eingenommen und, Und sie hat sich eine Seite ausgesucht, obwohl das gar nicht ihre Aufgabe war. Also manchmal hilft es auch zu gucken, ob Leute sich ihrer Rolle entsprechend verhalten haben, wenn sie verurteilen oder wenn sie sich ein Bild davon machen. Ja, stimmt. Gerade wenn es Außenstehende sind. [1:19:35] Ja, eben, vor allem welches Interesse haben die, solche Urteile zu fällen? Ja. Also... Ja. Funktion von Urteilen [1:19:46] Ja, und vielleicht hilft es auch manchmal, sich zu fragen, welche Funktion ein Urteil hat. Also ist es überhaupt notwendig, ein Urteil darüber zu fällen, wie eine Entscheidung war? Also zum Beispiel in Bezug auf meine Familie denke ich manchmal, Ja, wir können jetzt zurückgehen, aber ich bin 37, was soll ich da? Also, weißt du, niemand lebt mit 37 noch bei seinen Eltern. Ich wäre ja sowieso irgendwann ausgezogen, ne? Also ich wäre ja sowieso irgendwann ein eigenständiger Mensch geworden. Gut, das war ich jetzt eben 4 Jahre früher und aus anderen Gründen als allgemeine Selbstständigkeit. Aber das hilft mir manchmal auch. Mir so ein bisschen bewusst zu machen, okay, in was will ich eigentlich zurück? Ich will in eine Zeit zurück, die schon längst vorbei ist. Ich will in Kontexte zurück, die schon ganz anders sind inzwischen. Ich will mit Menschen zu tun haben, die mich gar nicht kennen. Also ich lebe jetzt mehr als doppelt, also das war ungefähr die Hälfte meines Lebens, etwas länger als die Hälfte meines Lebens lebe ich schon gar nicht mehr da und habe nichts mehr mit den Leuten zu tun. Was, Was wollen wir denn da? Wir wollen was, was gar nicht mehr herstellbar ist. [1:21:03] Ja. Und das ist dann auch wieder was, was man betrauern muss, weil dann ja schon das Haltfenster zu ist einfach, das auch nie wiederkommt, da ist etwas vergangen. Aber das hilft mir manchmal auch, dass ich denke, warum befasse ich mich jetzt damit? Was ist jetzt an dieser Entscheidung noch so wichtig, dass ich jetzt noch darüber nachdenken muss, dass ich sie beurteilen muss, ob sie richtig oder falsch war? Und da landet man ja dann einfach bei Ihnen, die noch nicht orientiert sind, die auch gar nicht diese Ebene verstehen von Ja, ich weiß, dass du da gerne wieder hin möchtest und dass du gerne möchtest, dass alles wieder ist wie vorher. Aber das ist nicht mehr da. Wir merken das auch bei diesen Innenpersonen von uns, dass was ihr jetzt sagtet, dass die überhaupt nicht orientiert sind, weil wir das zum Teil sind, da liegt da viel Zeit dazwischen und für die fühlt sich das tatsächlich so an, als wäre das vor einem halben Jahr passiert. Oder gerade gestern. Oder gestern, ja sogar. Ja wirklich. Oder das ist ganz... Ja, da gibt es einfach ich glaube im Innen wenig Orientierung an anderen und auch im Außen, wenig Orientierung oder keine. Mhm. [1:22:21] Weil da gibt es auch irgendwie, die haben auch nach innen wenig Kontakt zu anderen, die, sie das vielleicht vermitteln könnten, wo wir gerade umgehen. Das macht es auch schwer, weil sich das dann manchmal so irrsinnig brisant, aktuell anfühlt und mit allen, ja, auch körperlichen Geschichten und überhaupt so, ja. Wir haben mal in einer Phase, in der wir angefangen haben, so was aufzuarbeiten, waren wir in der Stadt, aus der wir kommen. Schwierigkeit, Innenpersonen zu orientieren [1:23:00] Und haben eine Wohnung, also waren in der Wohnsiedlung, wo wir damals gewohnt haben, und haben uns die Häuser angeguckt. Und da ist mir erst mal wirklich im Ganzen klar geworden, wie schwer das ist, solche Inns zu orientieren. Also dass die auch einfach ganz zwangsläufig verwirrt sein müssen, weil ja nicht, wenn man sagt, dass ist alles vergangen und nicht mehr da, das stimmt ja nicht. Also die Wohnsiedlung steht immer noch und es ist immer noch genau die gleiche Haustür. [1:23:36] Es ist alles noch genau gleich. Gleichzeitig ist es aber auch unser Verhältnis dazu. Ich habe ein Foto gemacht von unserem. [1:23:44] Von den Platten vor dem Haus mit unseren Füßen drauf und die Proportionen stimmen gar nicht mehr. Also damals konnten wir irgendwie mit dem ganzen Fuß genau in eine Platte rein, ohne die Ritzen zu berühren. Und heute ist das unmöglich. Und solche Dinge, das ist ja mehr als zu kapieren, okay, alles was ich denke, wie die Welt funktioniert und ist und wie ich bin und wie ich im Bezug dazu bin und was ich darin bewegen kann, ist anders. Sondern auch mein Umfeld ist anders und meine Umwelt ist anders und auch mein Beurteilungsrahmen ist ein anderer. Das ist wirklich sehr, sehr schwer. Und ich glaube, je besser man mit den Entscheidungen leben kann oder je mehr man die in Ruhe lassen kann, desto leichter fällt es, solche Inns zu orientieren, weil man so einen Spannungspunkt rausnimmt. Weißt du, so nach dem Motto, okay, wir sind unterschiedlicher Meinung. Wenn man sich gestritten hat grade, da gibt's ja immer, wenn man sich grade gestritten hat mit einem Partner oder der Partnerin oder so, gibt's manchmal diese awkward silence, wenn man sich irgendwie so ausgesprochen hat, und dann merkt man, wir müssen mal Kartoffeln kochen. Dann muss man ja trotzdem sagen, okay, wir sind hier grad noch nicht auf den grünen Zweig gekommen. [1:25:08] Aber lass mal grad Abendbrot essen. Es gibt ja Sachen, die man trotzdem aushandeln muss. [1:25:15] Und ich mach ganz gute Erfahrungen damit, das so zu handeln. Gerade wenn ich merke, ich komm bei manchen Inns einfach gar nicht an. Oder die ... Manchmal hab ich das auch schon abgebrochen, weil ich einfach deren Gefühle nicht aushalten konnte. Mhm. Sondern wenn ich merke, ich werd so reingezogen in dieses Kindergefühl ... [1:25:38] Und verliere meine eigene Selbstsicherheit, die ich aus meinem Erwachsenenleben ziehe, dann muss ich das auch abbrechen und erst mal mich wieder stärken in meinem Erwachsensein. Habt ihr das gefühl wir haben das thema jetzt gut besprochen ja oder sollen wir hier einen punkt machen und irgendwann später noch mal darüber reden ja also ich glaube wir haben sehr viel viel, besprochen. Ja doch finden wir schon. Wir können ja immer wieder zurückkehren dazu. Ja. Wenn noch mal was kommt. Ja. Ich denke gerade, dass das eigentlich eine total gute Austauschrunde wäre für viele Stimmen. [1:26:40] Dass das eigentlich gut wäre, von anderen vielen zu hören, wie sie damit umgehen und was ihnen hilft, sich in solchen Entscheidungen, die nicht alle getroffen haben, zu versichern und okay zu fühlen und damit leben zu können. Das wäre interessant. Ich gehe davon aus, ja. Ja, ja, ja. Na gut, dann machen wir hier erstmal einen Punkt. Ja, machen wir das, wir haben viel zu denken. Denken. Ja, gut dann, macht's gut. Ihr auch, danke für den Austausch. Ja, gerne. Bis zum nächsten Mal. [1:27:27] Music.