Episode 80 - ein allgemeines Update

2023, H. C. Rosenblatt und Renée W.
Viele-Sein, der Podcast zum Leben mit dissoziativer Identitätsstruktur

Vielesein.org

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Transcript


[0:00] Music.

[0:14] Herzlich Willkommen zur 79. Episode Viele Sein, dem Podcast zum Leben mit dissoziativer Identitätsstruktur.
Ich bin Hanna Rosenblatt und spreche mit René.
Ja, auch von uns ein herzliches Willkommen.
Ja, wir hatten jetzt ein bisschen Pause, eine kleine Lücke aus Gründen, Gründen, Vorkommnissen und Notwendigkeiten, Krisendrama und Probleme vielleicht. Ja, aber wir wollten mal reinkommen und weil wir uns irgendwie nicht so auf ein Thema einigen können, einfach vielleicht mal ein Update machen, was so war und ist und was uns bewegt. Wenn ihr möchtet, könnt ihr dann den Anfang machen. Oh, wir hätten euch ich sonst auch den Vortritt gelassen. Was so war, ist am einfachsten. Das ist gut greifbar. Wir kommen immer noch in der neuen Wohnung an. Wir behandeln es momentan wie ein unbekanntes Land, in das wir gerade reisen und es versuchen zu entdecken.

[1:27] Es gibt vieles, was wir sehr genießen. Es gibt auch manches, wo wir feststellen, dass, da müssen wir uns ganz neu mit auseinandersetzen. Also, da erleben wir uns einfach auch neu in dieser Umgebung.
Wir haben...
Warum dauert das so lange bei euch? Das Ankommen? Ja, ist ja jetzt schon irgendwie drei, vier Monate, oder?
Ja, es ist sogar schon länger. Aber erstens haben wir ja in der Zeit...
Also, als wir umgezogen sind, war wenig...
Es war einfach nicht der Zeitraum, wo wir hätten wirklich gut hier ankommen können.
Also Chemo-Ende, mitten im November, dunkle Tage, da ist ja ein kleiner Hund unerwartet eingezogen.
Dann hatten wir Corona, also so. Inzwischen ist viel ausgepackt und eingerichtet.
Und grundsätzlich fühlen wir uns hier auch wirklich wohl und mögen den Ort.
Den Ort und der ist auch sehr so.

[2:27] Wie wir uns das, also, ne, also so, also wir merken, der ist, der ist mit uns gewachsen, also wir wachsen hier rein und dieser Ort wächst mit uns, aber wir finden das oft noch befremdlich, wir sind halt, wir hatten halt 20 Jahre lang, und das ist eine echt lange Zeit, eine andere Umgebung und waren an diese Umgebung einfach sehr angepasst.

[2:47] Und für uns ist das gerade, glaube ich, auch eine echte Anpassungsleistung oder Umorientierung in diese neuen Umgebung, die so ganz anders ist, die ist komplett von uns vorgegeben.
Da gibt es, naja, also es ist ein Ort, wo ja niemand anders irgendwas vorgibt.
Und ich glaube, aus dieser Anpassung aus der alten Wohnsituation heraus in diese neue Wohnsituation und damit umzugehen, das macht uns, also da brauchen wir Zeit für.

[3:15] Das ist nicht, dass die alte Wohnsituation, es geht nicht darum, die gleichzusetzen mit einem früheren Lebenssituationen, aber trotzdem, ich glaube wir, aber ich glaube auch viele andere, wir sind gut in uns anpassen. Also jeder Mensch passt sich an, aber ich, glaube, wir haben halt viele Mechanismen, die zu Anpassungen führen. Und die lösen die Frage so nach und nach aus. Ja, deswegen hätte ich gedacht, ihr würdet euch...
Dass wir das schneller machen? Nee, eben nicht, weil wir haben hier gar nicht die Notwendigkeit, anzupassen. Also, weißt du, es ist ja eben, das ist ja das Tolle an dieser Situation jetzt, wir brauchen uns nicht anpassen, wir müssen lediglich herausfinden, wie wollen wir es denn wirklich, also wie funktionieren Sachen für uns, wie funktionieren Sachen, wenn es eben keinen anderen Menschen in der Wohnung gibt, wenn es keine äußeren Umstände gibt, die wir uns nicht gestalten könnten, weil wir können uns ja alles gestalten. Wir können überlegen, wann wir morgens aufstehen wollen, was wir essen wollen, was in unserem Kühlschrank ist, welche Farbe die Wand hat, wo irgendwelche Möbel stehen, ob wir Klamotten im Flur liegen lassen, ob wir alles irgendwie falten, bügeln und gerade aufeinander stapeln, ob eine Tür auf oder zu ist, weißt du?

[4:29] Also wir müssen letztlich außer auf den kleinen Hund keine Rücksicht nehmen oder weißt du, also nichts, wo man, wo so ein innerer Mechanismus der Anpassung ausgelöst werden könnte.
Passiert trotzdem, aber es ist eher so ein bisschen, wir fühlen uns manchmal wie so ein, weißt du, es gibt so Comics, wo die Figur sich so x-mal verwandelt, weil sie irgendwie nicht die richtige Form findet.
So fühlen wir uns oft und das andere für uns ist, wir erleben halt uns selber auch tatsächlich in einer Umgebung, von der wir wissen, die ist okay, die ist quasi auf uns zugeschnitten und trotzdem bleiben Probleme. Also wir haben weiterhin Panikattacken. Weißt du, was ich meine? Und es ist eben nicht die Umgebung, die Umgebung ist völlig in Ordnung und trotzdem haben wir Panikattacken und das sind so Dinge, da merken wir, das dauert, das dauert länger.
Wir bemerken auch, siehst du, jetzt sind wir schon voll drin in unseren Themen, weil eins unserer Themen momentan ist tatsächlich uns selber wahrnehmen.
Wir bemerken halt, wie stark wir mit Derealisation und Dissoziation zu tun haben.
Ist nicht überraschend, ist jetzt auch nicht neu, aber wir fühlen es anders.
Und hat das mit dem Anpassungsprozess zu tun, also so nach dem Motto, das kann nicht real sein, weil meine bisherigen Formen, die ich annehmen kann, passen irgendwie nicht so richtig?
Ja. Ja. Okay.

[5:57] Irgendwie aber dann auch wieder logisch, also es klappt alles nicht, wie ich das kenne.
Ja, aber es macht halt auch sofort was.
Also wir sind, also wir haben, für uns war ja oder ist Funktionalität ja auch, oder Hochfunktionalität auch ein Thema. Das blättert gerade so ein Stückchen ab, weil wir halt bemerken zumindestens in unserem Zuhause müssen wir das nicht. Wir müssen hier keine Leistung erbringen. Hier muss nicht alles immer ordentlich sein. Hier müssen wir nicht nett sein, freundlich sein, nett gucken, was auch immer. Und wir haben auch den Raum nicht immer hochfunktional sein zu müssen. Und dann kommen halt andere Sachen zu Tage und das beschäftigt uns sehr.
Momentan, also jetzt reden wir doch recht viel, aber wir können ja noch zwei Sätze dazu sagen.
Wir gucken halt gerade sehr, wie wir Alltag gestalten können.
Also es ist auch wirklich ein Thema, wie nehmen wir uns wahr und wie gehen wir mit Alltag um.
Manchmal habe ich das Gefühl, das ist so ein bisschen wie kurz nach der Diagnose.

[7:02] Nur unter anderen Voraussetzungen oder auch besseren Voraussetzungen und entdecken auch Dinge.
Jetzt gerade ist, dass wir sehr merken, dass wir diese Fokus-Situation und diese Hochkonzentrations-Situation, dass wir uns da wirklich, und das klingt blöd, aber sehr diszipliniert lernen müssen, Brücken einzubauen.
Also das ist sowas. Da würden wir zum Beispiel nachher gerne mal drüber reden.
Da würde uns auch interessieren, ob ihr was ähnliches kennt oder was ihr dazu denkt. Ansonsten noch zwei Sätze andere Updates.
Wir hatten, das war für uns schwer, wir hatten starke Rückenschmerzen in den letzten Monaten und hatten halt quasi eine onkologische Diagnostik, wir nennen das jetzt mal so, wo es halt darum geht auszuschließen, dass es sich nicht um Metastasen handelt. Nein, wir haben keine Metastasen, wir haben wahrscheinlich Ödeme an der Wirbelsäule und die verursachen ziemlich fiese Schmerzen und sind wahrscheinlich auch eine Chemophobe.

[8:08] Aber das war so ein bisschen okay, Alltag nach der Chemotherapie.
Du hast Rügenschmerzen, du gehst zum Arzt, der sagt, dann müssen wir das jetzt abklären.
Und dein Herz rutscht in die Hose.
Wir hatten das gleich zweimal, weil beim ersten Mal der Radiologe nicht ordentlich auf die Bilder geguckt hat.
Und wir dann da noch mal hin mussten mit derselben Fragestellung.

[8:35] Das war anstrengend. Ja, oh Gott, anstrengend ist halt auch schon wieder so ein René-Ding, ne?
Also das war doch mit Sicherheit nicht nur anstrengend.
Ja, genau. Nein, es hat uns Angst gemacht. Es hat uns, wir haben uns zwischendurch, wir wussten, also es hat uns teilweise mehr Angst gemacht als damals, als die Diagnose schon gefallen war.
Weil es so, weil es dieses Was-machen-wir-wenn-Ding aufmacht und gleichzeitig fällt es halt auch in den Alltag.
Es ist einfach so, für viele Menschen sind wir wieder gesund.
Denen ist nicht bewusst, wie viel von der Krebserkrankung auch immer noch unseren Alltag bestimmt.
Wie oft solche Situationen, wir haben uns gestern mit einer befreundeten Person getroffen, die in derselben Situation ist.
Das ist jetzt auch kein Ding, was nur für uns so ist, sondern Leben nach Krebs kann halt, oder sieht halt auch so aus.
Du hast ein Schmerzbild und der Arzt sagt, das müssen wir abklären.
Und du wartest Wochen auf ein blödes MRT, bis irgendein Radiologe sich da raufguckt und dann sagt, nee, da ist nix.
Damit du eine Woche später da wieder hingehst, weil deine Orthopädin gesagt.

[9:44] Hat, doch, da ist was, ich kann das nicht sehen auf den Bildern, die sind nur in schwarz-weiß abgespeichert, du musst noch mal zum Radiologen gehen und du, musst ihn dazu bringen, bitteschön zu sagen, hast du mir das Tasen an der Wirbelsäule? So, und das machst du halt. Ja, und ich weiß, das war ein bisschen anstrengend, ja, ist ein René-Ding, aber es löst einen emotionalen Zustand aus, für den wir, glaube ich, ja...

[10:10] Aber es ist nichts. Und dann machst du halt weiter, warst du.
Und hoffst halt, dass die Situation das nächste Mal in weiterer Ferne liegt, wo du genau diesen selben ...
Diesen selben Gang machen musst. Oder damit halt wieder umgehen musst.
Und gleichzeitig musst du jeden Tag damit umgehen, ob's jetzt eine befreundete Person ist, die halt erzählt, oh, ich muss zum MRT, oder ob's irgendwo zwickt, oder ob du megakopfschmerzen hast, oder dir irgendwie total übel ist tagelang, aber es geht uns gut. Die Ideen an der Wirbelsäule.

[10:46] Naja, da sind wir in Behandlung und hoffen, dass es besser wird. Aber so grundsätzlich merken wir, dass wir uns von der Chemo erholen, dass wir beweglicher werden. Wir haben noch viel mit zu Körperschmerzen, Körpererschöpfung zu tun und viel mit, auch das mit Depressionen einfach. Aber wir merken, es wird jetzt gerade, weil es war einfach eine Doppelbelastung, es sind viele schwierige Wochen gewesen. Achso, vom Bett gefallen sind wir auch noch mal und hatten eine Notfallbehandlung im Krankenhaus, so Gott, unser Text wird immer länger. Genau und auch da hatte es wahrscheinlich damit zu Also mit einer Mischung aus Polyneuropathien.
Wir haben es in den Füßen nicht spüren können, dass wir nicht die Leiter unter den Füßen haben.
Und wahrscheinlich aber auch die Realisation, dass unser Körperempfinden insgesamt an dem Tag ...
So mies war, dass wir halt erst im Sturz verstanden haben, dass wir stürzen.
Hatte leider einen Tag in der Notaufnahme und eine Nacht auf einer ziemlich schrecklichen orthopädischen Station zufolge. wir haben uns Dornenfolz-Sätze gebrochen und zwei Rippen. Ähm, ja.

[12:06] Okay, aber jetzt gerade... Aber hattet ihr euch da nicht auch ein Bett gekauft, das ohne Leiter rauskommt?
Ja, ja, nee, es ist nicht das Bett gewesen. Wir haben uns ein neues Bett gekauft.
Das ist ziemlich wunderbar. Das ist für uns tatsächlich so, dass es das erste wirklich neu gekaufte Bett ist, was wir besitzen.
Und wir sind, ich würde sagen, mittelalt.
Ne, diese Hochetage haben wir in der neuen Wohnung eingebaut als quasi Bereich für Besuchsmenschen und unser Homeoffice-Arbeitsplatz ist da oben.
Deswegen benutzen wir die und sind da leider. Also Crowdfunding für einen Lifter oder für so eine Flaschenkonstruktion, dass ihr euch da im Stehen oder im Sitzen hochbewegen könnt, das ist ja furchtbar.

[13:00] Es gab schon verschiedene Vorschläge, das Ding abzubauen, aber wir mögen es sehr und wir brauchen es eigentlich auch, aber wir arbeiten jetzt mal weiter an unserem Körper, unsere Körperwahrnehmung und dem, dass wir unsere Füße gut spüren.
Ich kenne also dieses Hochbett-Phänomen oder diesen Drang zum Hochbett und zum erhöhten Schlafen, das habe ich schon öfter gesehen bei Leuten mit Komplextrauma übrigens.
Wir haben auch irgendwie länger Hochbetten gehabt. Immer aus so einem Gefühl von, also natürlich haben wir allen gesagt, unsere Wohnung ist so klein, es ist gut, wenn wir noch eine Etage haben.
Und Kram drunter stellen können, blablabla, schnack, schnack.
Aber irgendwie in echt ist es halt, wenn jemand kommt, bist du halt über ihm, ihr.
So habe ich gerade gedacht. Also ja, aber mir ist halt auch aufgefallen, Ja, aber mir ist halt auch aufgefallen, ja, wir sind da, wir haben das, wir haben jetzt ein Bett am Boden und das ist okay.

[14:01] Weil, ich hab grad mal so festgestellt für mich. Mhm, also unser neues Bett ist auch eher bodennah und hat ein eigenes Zimmer.
Und, ähm... Mhm. Ja, ja, unser Bett hat ein eigenes Zimmer. Also wir haben auch ein eigenes Zimmer zum Schlafen, aber, ähm...
Ja, das hat sich bei uns auch verändert. Ist das aber nicht die Definition von Schlafzimmer, dass das das Zimmer fürs Bett ist?
Wir mögen das Wort Schlafzimmer nicht, wir finden, damit verbindet sich für uns so viel, aber bestimmt nicht ein sicherer Rückzugsort.
Deswegen vermeiden wir diesen Begriff sehr.
Okay. Und nennen es oft das kleine Zimmer.
Okay.
Ja, also, für uns irgendwie haben wir gemerkt, nee, mit dem Begriff wollen wir auch ...
Also, damit wollen wir keinen Ort bezeichnen, der für uns innerhalb unserer Räume ist.
Und im Moment ist es auch nicht nur der Raum, wo wir schlafen, sondern hier wohnen auch noch so ein paar Umzugskartons und so. Aber...

[15:03] Ja, gut. Es braucht halt seine Zeit. Ja. So, das war unser etwas umfassenderes Update.
Wie schaut es bei euch aus? Ja, ich würde gerne noch wissen, wie es jetzt euren Rippchen geht.
Also sind die jetzt wieder verheilt?
Ist das schon so lange her oder ist es noch... Nee, es ist noch nicht ganz verheilt.
Wir haben, also in Berlin eine gute Ärztin zu finden ist sowieso schwierig, eine gute Orthopädin ist quasi unmöglich.
Und wir sind durch Zufall über diesen Sturz aber an eine wirklich gute, zugewandte, empathische Orthopädin gelandet, die das gerade alles sehr genau nimmt, mit der wir tatsächlich auch über Gewalterfahrung sprechen konnten und über Auswirkungen auf unseren Körper.
Und der aktuelle Stand ist, unsere Rippen haben sich wieder, das ist krass, Knochen finden sich ja wieder, also du musst nichts tun.
Aus irgendeinem Grund schaffen die das, ich glaube ja tatsächlich über so eine Art, klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber Zellkommunikation, sich wieder aneinander auszurichten und dann bildet sich jetzt gerade aktuell neues Knochenmaterial.
Das hat sich uns auch auf dem Röntgenbild noch mal gezeigt, das sie eben jetzt zur Sicherheit noch mal gemacht hat.
Also die verbinden sich gerade miteinander.

[16:19] Ja. Schön. Ja. Gut zu wissen. Ja.
Ist auch schön, wenn der Körper sich mal was von selber miteinander verbindet.
Entschuldigung, der musste sein. Bei euch?
Ja, bei uns war es echt viel. irgendwie. Also...

[16:53] Ja, Mitte März hat unser Partner Corona bekommen.
Nach drei Jahren ... ultra aufpassen war's dann ein Zahnarztbesuch.
Also, ne, es kommt ... ein Zahnarztbesuch am Freitag oder ein Arbeitstermin, wo aber alle Masken getragen haben am Tag drauf.
Eins von beiden ... wird die Ansteckungssituation gewesen sein.
Und dann hatte ich irgendwie noch quasi, ja, hatte ich halt Glück, also bei uns war der Verlauf, also war nicht toll natürlich dieses Fieber haben und so schwach sein, das triggert bei mir einfach alles Mögliche an.
Und das war, das war wirklich schwierig, vor allen Dingen, wenn man Fieber hat und Flashbacks, das ist ja einfach genau, das ist ja einfach die Hölle.
Aber das hatte ich nur drei Tage und dann war ich auch schon wieder stark genug, um, eine kleine Hunderunde zu machen und mir Sorgen zu machen, ob er es schafft.
Also, das war wirklich so ...

[17:59] Die erste Woche war irgendwie klar, dass es bei ihm länger dauerte.
Da hat er einfach viel Fieber gehabt, aber es ging ihm halt immer schlechter statt immer besser.
Und konnte dann auch nicht mehr trinken, hat sich kaum noch bewegt, die meiste Zeit geschlafen, kaum was gegessen.
Und in der zweiten Woche fing er komisch an zu riechen. Also da hatte ich irgendwie so, warum riecht der jetzt so komisch?
Also nicht ungewaschen, sondern einfach hatte einen komischen Körpergeruch.
Und seine Atmung war halt auch, hat sich einfach auch anders angehört.
Also die ganzen Eigenschaften, die ich so kenne von ihm, waren halt verändert.
Und wir haben hier aber ganz klar aufgrund seiner Erkrankung und aufgrund seiner Wünsche für sich und den Umgang damit ist halt ganz klar, ich entscheide dann nicht, hier kommt jetzt ein Krankenwagen, mir egal, was du willst, Sondern das ist so strikte Anweisung.
You do you, ich tu ich und jeder übernimmt da die Verantwortung für.

[19:05] Und ich hatte trotzdem irgendwie... Natürlich wollte ich dann mit meiner Hausärztin sprechen und fragen, ab wann er das nicht mehr entscheiden kann.
Also ob es so Faktoren gibt, anhand derer ich das irgendwie feststellen könnte und was das bedeutet, wenn er jetzt so merkwürdig riecht. Also ich wollte das irgendwie teilen.
Und die Sprechstundenhilfe hat mich aber abgewimmelt mit, ja das ist halt Corona, da kann man halt nichts machen so, ne.
Ja, im Nachhinein stellte sich raus, dass er eine massive Zuckerentleisung hatte, also er hatte diesen Covid-bedingten Diabetes.
Und ja, hatte dann durch mehrere Lungenembolien auch eine verschlechterte Atmung.
Und dann hat er Ende der zweiten Woche selber einen Krankenwagen, also hat er mich gebeten, einen Krankenwagen zu holen und dann war es erst mal ...
Ja, war so eine Phase aus Intensivstation und ich kann nicht hin, er war richtig lange, ich glaube, er war drei Wochen positiv oder so, also der Virus war halt auch nicht aus seinem Körper raus.

[20:08] Und was er erzählt hat aus dem Krankenhaus, das muss für ihn einfach der Horror gewesen sein, also das kann ich mir irgendwie anders gar nicht erklären, mit Pflegefehlern und Wirrenanweisungen und also das funktioniert nicht und das ist auch irgendwie nicht so richtig.
Das war alles irgendwie, also für ihn war es natürlich beschissener als für mich.

[20:31] Aber die Woche bis bevor er ins Krankenhaus kam bin ich halt irgendwie alle zwei Stunden runter und hatte irgendwie immer so im Hinterkopf, was mache ich, wenn er jetzt da liegt und tot ist.
So, also weil ich natürlich, das ist eine Vaskulitis, so Covid löst eine Vaskulitis eine Gefäßentzündung. Und für mich war total klar, wenn er nicht genug trinkt, wenn er keinen Aspirin nimmt, dann ist so ein Schlaganfall-Embolierisiko einfach erhöht. Und das war für mich so, das hörst du halt nicht. Das ist kein dramatisches Weghusten und Umfallen oder so, oder röcheln kann er irgendwie nach mir, nach mir krechzen oder so, so ist das halt nicht.
Sondern das ist dann einfach, er dreht sich um, da ploppt was zu und dann ist vorbei. Und das war Das war irgendwie so dieses, ja, das war irgendwie die Situation und die hörte auch irgendwie nicht auf mit, er ist jetzt im Krankenhaus und gut versorgt, sondern ich weiß, es gibt Pflegemangel, es gibt Mangel an guter Pflege und Ärzte, Medizin brennt, Pflege brennt. Ich meine die Hashtags habe ich die letzten drei Jahre irgendwie beobachtet, irgendwie zunehmend weniger auf ihren Schutz geachtet haben und auf den Schutz ihrer Mitmenschen.

[21:41] Und ja, dann jetzt zu sehen, also zu diesem Zeitpunkt jetzt Corona zu bekommen und so behandlungsbedürftig zu sein wie mein Partner, ist einfach ein Albtraum.
Die Ressourcen sind aufgefressen von Leuten, die nicht auf so viel verzichtet haben die letzten drei Jahre.

[22:00] Und jetzt, wo es dann irgendwie darauf ankommt, ist halt nichts mehr da und ist halt niemand mehr da.
Das war eine wirklich schwierige Erfahrung, war für mich auch schwierig, verständnisvoll zu sein und solidarisch zu sein und irgendwie so nett zu bleiben gegenüber Leuten, die mich fragen, ob sie eine Maske aufsetzen sollen, wenn sie mit mir zu tun haben.
Warum fragst du denn? Ich trage eine, was sagt dir das?
Also das war wirklich nochmal sehr schwierig. Und dann war das ja genau in der Krankheitswoche, dass ich mein Buch veröffentlicht habe, mein zweites, was auch irgendwie...
Also, ich mache das bei der Arbeit ganz oft. Also, wir veröffentlichen halt Bücher regelmäßig und wir machen die mit.
Und das ist immer so eine kleine Feier, wenn so ein Projekt dann an dem Punkt ist, von Veröffentlichung.
Und ich selber war halt, ich war krank.
Und ich war jetzt auch nicht so richtig gefreut, so einen richtigen Freuden-Moment hatte ich nicht, eine richtige Party hatte ich nicht.
Aber ich hatte einen Partner, der mir von der Intensivstation eine Sprachnachricht krechzt, wie unfassbar stolz er auf mich ist. und.

[23:25] Ja, also das war, könnte ich jetzt noch heulen, weil das, also es ist einfach so, ja, ich weiß nicht, was ist das tragisch, dramatisch, ironisch, berührend.
Vielleicht aber auch das Wichtigste.
Ja, aber ich glaube, gerade was so das Buch angeht, das ist ja so ein bisschen Dinge von mir wegtun. Das ist ja sehr entfernt, also das ist nicht bloggen, das ist einfach, ich schreibe das für Leute oder ich habe es für Leute geschrieben, die mich nicht kennen und entsprechend weit war ich davon weg und dann so nah rangeholt zu werden, war halt krass.
Und daran erinnert zu werden, dass es eben doch noch sehr nah an mir ist.
Das war irgendwie heftig.

[24:15] Genau ein paar Tage bevor mein Partner entlassen wurde, viel zu früh nach meinem Gefühl übrigens auch.
Also es war Ostern. Ich hatte das Gefühl, er wird nur rausgeworfen, weil er jetzt passend negativ war und die die ganzen Feiertagssophies irgendwie behandeln müssen.
Also, er war weit entfernt von stabil, für mein Gefühl. Ist uns halt noch was passiert, also wir haben eine schwierige Erfahrung gemacht, die wir dann auch erstmal so on hold stellen mussten, so die ersten Wochen danach.
Also es war ja dann erst mal okay, den Partner versorgen.

[24:58] Zu sehen, dass der irgendwie an seine Medis kommt, wie stellt man sich ein auf einen Diabetes?
Was muss ich dafür wissen? Also das ist auch so interessant, du bekommst deinen Partner entlassen mit einem Covid-bedingten Diabetes einer, und das ist ja lebensbedrohlich.
Wenn das nicht richtig, wenn er das nicht richtig auf die Kette gekriegt hätte, hätte ich ihm nicht helfen können, weil mir keiner erklärt hat, wie das geht.
Also er hat mir dann gesagt, worauf er achtet. Und da konnte ich mich dann so wacky halbwegs drin orientieren, aber wenn er jetzt abgeschmiert wäre in irgendeiner Form, ich hätte nicht gewusst, wie das Ding funktioniert, wie so eine Insulinspritze funktioniert oder so.
Dachte ich auch so, ja, das ist sportlich, kann man so machen, aber ist vielleicht nicht ganz so günstig.
Und dann kam der Buchmessen-Marathon irgendwie.
Wir waren in Leipzig bei der Buchmesse, haben da auch gelesen und gearbeitet, haben ein, schönes Erlebnis gehabt mit Kinderbüchern von früher, die wieder neu aufgelegt werden und die wir auch geschenkt bekommen haben.
Das war richtig toll. Auch die Lesung war toll.
Das war irgendwie eine halbe Stunde, die wir auch ganz gut aufgeteilt bekommen haben auf Ich lese ein bisschen und gebe aber auch meinen Sprechplatz ab an andere Leute.
Also man muss sich das so vorstellen, eine Buchmesse ist ja im Grunde wie so ein.

[26:22] Garagenflohmarkt, nur dass die Garage winzig klein ist und ganz viele Garagen nebeneinander stehen. Und das war schon irgendwie...

[26:33] Es war ein bisschen lustig, dass ich selber nicht mal reinkam, also es waren schon alle da, um zuzuhören und ich kam, ich stand so dahinten und keiner, so, das war irgendwie witzig und aber auch so, oh scheiße, die hören mir jetzt alle zu und gucken mich alle an, das, auch nicht so toll, wie man sich das irgendwie vorstellen könnte, auch irgendwie eher ein bisschen, Funktionsmodus an und jetzt durch.
Habe ich eigentlich auch nicht viel mehr gefühlt, außer, boah, das ist ganz schön viel.
Und wie mache ich das jetzt am besten?
Dann hatte sich in der Zeit bei der Arbeit ein Konflikt entwickelt, der auch irgendwie richtig viele Ressourcen gefressen hat, also auch emotionale Ressourcen.
Danach war die Buchmesse in Hamburg, wo wir auch so Livestream-mäßig gefilmt wurden und zu Ausschlüssen im Literaturbetrieb gesprochen haben.
Obwohl ich mich irgendwie wie ein Pfannkuchen fühle, also ich habe enorm zugenommen, so für meine Verhältnisse, ich glaube, ich habe sieben Kilo zugenommen oder so in den anderthalb, zwei Monaten.
Und bin halt irgendwie so, ja, bin einfach mit meinem Körper nicht so zufrieden und mit mir. Und es ist alles so, bitte, jetzt ist die falsche Zeit, mich anzugucken.
Lasst mir Zeit, ich möchte da irgendwie mehr drüber bestimmen können, wie ich aussehe, wenn ich angeguckt werde.
Das war irgendwie auch nicht so easy.

[28:02] Aber auch das haben wir dann irgendwie überstanden und dann hatten wir noch eine eigene Lesung, und hatten dann in dem Monat auch schon jede Woche eine Therapiestunde. Also wir haben den Rhythmus von alle zwei Wochen auf jede Woche.
Erhöht und das war irgendwie richtig gut, um an den Folgen dieser Erfahrung zu sprechen, die wir gemacht, also daran zu arbeiten und die auch zu verstehen.
Was das mit uns gemacht hat und warum das bestimmte Dinge ausgelöst hat, das war aber eben auch sehr intensiv, das lief so parallel.
Und wenn ich so darauf zurückschaue, das ist halt, Ja, April weiß ich, also so vom Gefühl her weiß ich, also vom Kopf weiß ich, was da alles war, aber gefühlt könnte ich das auch gelesen haben oder so.
Und auch da sind einfach viele Lücken und war alles irgendwie nicht so cool.
Und der Mai hatte jetzt halt so zum Ende unsere erste eigene Lesung in Bielefeld, die hatten wir selber organisiert.

[29:12] War total toll, war auch irgendwie so, mich auch so rausgegangen mit so einem Gefühl von mhm mhm mhm, ich krieg es hin, ein Kino zu halb, naja, Viertel, Halb, Drittel, irgendwie so zu füllen und das sind alles Leute, die mir nicht wehtun wollen, mhm mhm, interessante Information, Dankeschön.
Es war ziemlich cool, war dann auch ganz zufrieden damit.

[29:40] Ja, ich glaube, mehr habe ich gerade gar nicht zu erzählen, außer dass der Konflikt bei der Arbeit sich so gelöst hat.
Wir haben da irgendwie eine super Visionsrunde gehabt mit einer anderen Person, was ich ganz interessant fand.
Wo ich auch noch mal gemerkt habe, ich habe da wirklich Glück.
Also das war meine erste Arbeit und dann sind das gleich Leute, die offen dafür sind, solche Konflikte auf die Art zu lösen und nicht so, wir setzen uns jetzt mal hin und einer bestimmt, wie es jetzt sein soll.
Also einer und auch aus Gründen nicht gegendert, sondern dass man sich hinsetzt und aus sich drauf einig. Wir mögen uns und wir wollen, dass das hier läuft und wie kriegen wir das jetzt hin?
So, dass das gleich so ist. Es ist sehr schön. Die Themen, die uns halt natürlich beschäftigen, sind halt Trauma, Verarbeitung, denn jetzt haben wir diese Situation so, wir haben sie nicht ganz fertig bearbeitet, aber ich habe mehr Einblick und verstehe mehr, warum das das gemacht hat, was es gemacht hat mit mir. Und merke aber auch im Zuge dieser Auseinandersetzung bin ich natürlich noch näher an meine jugendlichen Anteile rangekommen und hab natürlich noch mehr.

[31:08] Erinnern und nochmal nachfühlen, wie es war, jugendlich zu sein. Das war nicht schön.
Aber das sind Gedanken, die ich vorher halt nicht hatte. Ich habe mich immer selber gedacht, als Jugendliche, die da irgendwie, die sich halt einfach hätte an bestimmten Punkten anders entscheiden müssen.
Also ich habe irgendwie oft gedacht, ich hätte andere Sachen sagen müssen oder anders mit Leuten sprechen müssen oder was weiß ich.

[31:47] Ja, und jetzt komme ich halt irgendwie mehr an die Realität, dass ich halt egal, wie ich mich entschieden hätte, egal was ich gesagt hätte, Hauptsache das, was passiert, war wichtig.

[32:02] Und fange an, das so ein bisschen auch liegen lassen zu können.
Also anerkennen zu können und nicht daran direkt was, also ich merke ein Innenkind oder ich merke einen Jugendlichen und möchte den jetzt sofort verbiegen, damit der sich ordentlich anpasst und in mein Leben reinpasst. Das ist jetzt gerade eher so die Phase von, dass ich dahin komme, es besser aushalten zu können, sie überhaupt zu fühlen und sie in ihrer Präsenz dann auch da sein zu lassen, also so wie sie sind. So und darin zu vertrauen, dass sie genug Kompetenzen haben, auch Wahrnehmungskompetenzen, eine Situation schon irgendwie so einschätzen zu können, dass sie mich nicht in Schwierigkeiten bringen. Nur weil sie nicht in Zeit und Raum orientiert sind. Unbedingt. Macht das für euch eigentlich, oder macht das für dich einen Unterschied, ob sie in Zeit und Raum im Außen orientiert sind oder ob sie die zumindest innerhalb des Systems eine Orientierung haben.

[33:03] Da merken wir, das hat uns jetzt zwischendurch mal beschäftigt, weil wir hören oft den Anspruch oder hören oft dieses im Außen orientiert sein, bei uns eher im Innen orientiert sein.
Das ist ja nicht so einfach.
Ja, ich bräuchte irgendwie ein Beispiel. Wenn du sagst, es gibt einen Jugendlichen, der ist halt da, der ist präsent, in der Wahrnehmung, auch in der Außenwahrnehmung und weiß aber vielleicht nicht wirklich, welches Jahr wir haben oder wir merken oft, manche können es einfach nicht begreifen, ist ja auch schwierig.
Erklär mal 2022. Ja.

[33:41] Und wissen aber irgendwie, sie haben vertraut sein mit uns als System in der Innenwahrnehmung, also in dem, dass sie wissen, sie sind Teil von uns.
Und es sind zwei Sachen, das eine eben mit uns vertraut zu sein und das andere zu wissen, dass 2022 ist und was das real bedeutet oder dass der Körper so und so alt ist oder was auch immer, weißt du?
Die müssen nicht wissen, dass wir Auto fahren können, aber es ist wichtig, dass sie eine Idee haben, dass dieses Empfinden, dass sie mit dem Körper unterwegs sind und der fährt Auto.

[34:17] Dass sie da eine Idee haben, dass das halt okay ist.
Und sie nicht denken, sie sitzen neben einem Täter und fahren grad irgendwo hin.
Mhm. Und dafür braucht's nicht unbedingt eine Außenorientierung, merken wir, oder versuchen wir grade für uns mehr zu verstehen, sondern eigentlich mehr die Orientierung an uns selber.
Wir haben halt auch versucht, immer dieses ... Also, auch im Zuge des Umzugs noch mal, immer diesen neuen Ort zu vermitteln.
Den Ort vermitteln, das geht auch noch, Aber alles drumherum ist halt einfach schwer.
Du kannst nicht allen Innen vermitteln, welches Jahr wir jetzt haben, weil das für die auch gar keine Relevanz hat.
Also unterscheidet ihr das? Oder ist das... Weißt du, was ich meine?
Ja, ich überlege gerade.
Also speziell jetzt bei den Inns ist mir aufgefallen, Und dass sie sich an den Dingen orientieren, die sie versichern.

[35:17] Und das war, oder das ist auch nach wie vor so ein Stück weit, erschreckend, schockierend, schwierig für mich, zu merken, dass sie sich an Gewalttaten an sich orientieren.
Also, dass sie darin Sicherheit finden. Und dass sie darin Orientierung finden und dass sie das dann entsprechend auch suchen.
Und dass es auch eine Trauer darüber gibt, dass das nicht mehr ist.
Also ich glaube, dass zumindest die Anteile, mit denen ich jetzt zu tun hatte, auch wissen, dass heute heute ist, dass heute alles ein bisschen anders ist und dass es Unterschiede gibt.
Nicht nur was das Datum angeht, das ist halt immer so abstrakt.
Aber ich glaube, dass sie das schon raus haben, aber dass das nicht ihre ganze Realität mit abgreift.
Also mein Eindruck ist, dass sie durchaus verstehen, dass sie die Realität.

[36:23] Wie eine fremde Person betrachten oder mit einem gewissen Abstand, sozusagen.
Also immer mit so einem, ja, ja, ich weiß, dass mein Gefühl von heute irgendwie nicht richtig ist, weil in Wahrheit ist ja jetzt 2023 und ich bin erwachsen.
Ähm ... Und daneben steht, ich bin jugendlich und fühle mich nicht erwachsen.
Also diese Gap ist da, und ich glaube, darüber sind sie sich sehr klar.
Aber wenn es um Trägersituationen geht oder um eine Orientierung für sich selber oder ein Kontakt zu sich selbst und zu einem Bezug zu sich selbst, also diesen Versuch, sich selbst in Bezug zu dieser Realität zu setzen und zu den Erfahrungen, die wir heute machen und die zu beurteilen und so, dass Ihnen da einfach viel Bezugsrahmen fehlt heute, gerade weil jetzt Dinge anders sind.

[37:22] So, ja. Ich weiß nicht genau, ob es uns wirklich helfen würde, wenn wir die Anteile nur nach innen orientieren würden.
Ich merke, dass es mir hilft, sie für mich nach innen zu orientieren, also sie als etwas von meinem Inneren zu orientieren, also für mich selber. Mhm.
Dass ich merke, in einer Situation, wo sich eine Traumatisierung wiederholt wie bei dem Ereignis im April, dass ich das brauche zu wissen, dass da Jugendliche sind, für die eine Situation wie diese etwas, ist, woran sie sich orientieren und worüber sie sich definieren.
Und was sie wiedererkennen auch von sich, also dass sie sich selber in der Situation auch wiedererkennen und dass sie darauf reagieren und dass sie entsprechend mit ihren Kompetenzen auch handeln.
Und das ist das, was ich meine mit, was ich dann entsprechend nicht so schlimm finde oder wo ich gerade hinkomme, zu merken, okay, ja, diese Inns gehen dann an und sie reagieren und sie reagieren halt auch mit ihren Gefühlen, mit ihren Überzeugungen und Werten.
Aber sie sind deswegen nicht hilflos in meiner Gegenwart.

[38:38] Ich glaube dennoch, dass es wichtig ist, diese Inns zu orientieren und auch insofern zu orientieren, dass sie wissen, welche Bereiche im Leben sie ...

[38:54] Sie mitgestalten können oder mitbestimmen können, wo mir ihre Perspektive vielleicht sogar nutzt oder einfach wichtig ist.
Weil sie ja sonst auch keine Gegenwartskompetenz entwickeln.

[39:12] Sie entwickeln ja keine neuen Orientierungspunkte für sich, wenn ich sie immer in ihrem Muster lasse, nur weil das mal wichtig war.
Nee, klar, genau, das meinen wir auch nicht.
Wir merken halt, aber wir dachten auch gerade noch mal, das hatten wir auch schon mal, das ist, glaube ich, bei uns auch ein wiederkehrendes Thema, so Perspektivwechsel.
Wir haben viel übernommen aus dem Außen, wie etwas sein soll oder wie etwas.

[39:38] Therapeutisch positiv bewertet wird, also ich formuliere das jetzt auch mal so, und hatten, glaube ich, oder merken, wir brauchen eigentlich viel mehr Auseinandersetzungen damit, wie wir etwas uns überlegen, wie wir es vielleicht sinnvoll fänden oder wie wir es umsetzbar finden, weil für uns ist da auch ein riesen Gap drin, zu sagen, ja da muss jetzt eine Orientierung am Außen stattfinden.
Deswegen, da kommt unsere Idee her, dass diese Orientierung in uns erstmal zu finden und das auch zu unterscheiden und gar nicht permanent mit diesem Anspruch ranzugehen, die müssten jetzt irgendwie eine Außenorientierung haben. Sondern und das ist für uns das viel größere Aufgabe.
Wie orientieren wir uns denn aneinander? Also das hat ja auch was mit Wahrnehmen und Akzeptanz.
Und da kommen ja die ganzen Themen nochmal hoch.
Aber ja, so Co-Bewusstsein auch. Ja, aber das ist ein anderer Podcast.
Ja, aber ich wollte gerade noch erzählen. Ja, wir haben wir haben einen Filmdreh mitgemacht mit anderen Menschen, die viele sind.
Und da war eine betroffene Person, die geschildert hat, dass sie den Kontakt zu einem Innenkind ganz gut.

[40:56] Also ganz angenehm empfindet an manchen Stellen, weil sie durch dieses Innenkind, ja sie entdeckt Wolken nochmal neu, so bestimmte Gefühlsempfindungen, bestimmte Wertschätzung, bestimmte Faszination.
Es war so diese, also sie hat es ein bisschen anders gemacht, also sie hat es anders erzählt und ich glaube sie empfindet es auch anders als diese Kitsch-Erzählung, die es gibt.
Mein Innenkind ist mein kleiner Sonnenschein, so hat sich das überhaupt nicht geschildert.

[41:28] Aber ich hab halt im Zuhören irgendwie, ich hatte mich dann auch bei meiner Therapeutin im Nachhinein so ein bisschen beschwert, wieso haben andere eigentlich immer Sonnenschein in den Kindern und ich hab so schleimige Grottenäume, die mir zeigen, wo der ekligste Teil von meinem Leben ist.
Warum hab ich eigentlich immer nur so, warum ist es für mich immer scheiße, wenn ich es mit Kindern zu tun hab?
Und dann habe ich halt so im Nachhinein auch gedacht, naja gut, aber das liegt halt vielleicht auch genau daran an dieser Orientierung.
Also dass ich nicht wertschätze, woran sie sich orientieren.
Und das ist vielleicht auch ein Prozess von innerer Orientierung, der nötig ist.
Das ist ja genau das Problem. Wie komme ich gerade mit meinen Kindern in Kontakt? Über Traumashit.

[42:24] Denn sie haben Traumashit überlebt. Das ist ja das, was in ihnen quasi gespeichert ist und gehalten ist.
Und es gab in meinem Leben sicherlich auch Situationen, die schön waren, aber ich hatte ja auch nicht die Orientierung im Außen.
Außen, also als Kind, war es mir ja einfach nicht erlaubt, meinen Faszinationen in der Form nachzugeben, weil sie nicht normalisiert sind.
Und die Inseln, die ich habe, das hatte ich eben an diesen Kinderbüchern so gemerkt, es gibt so Inseln, die normalisiert sind, also zum Beispiel viel zu lesen als Kind und halt so in Ecken zu verkriechen und dann einfach auch not available zu sein irgendwie.

[43:10] Dass das etwas ist, wenn ich merke, da kommt ein Innenkind, das sich entspannt und das in diese Kinderbücher reingeht und das sich die Zeit nimmt, diese Bilder anzuschauen und die Details wahrzunehmen und das so richtig darin aufgeht im Fühlen dieser Pappe unter den Fingern.
Da merke ich, ach ja, ich habe ein Innenkind, das mir die Faszination Buch zeigt.
Also ich kann das auch erzählen, aber nur in Punkten, wo mir die Wertschätzung näher liegt.
Und das ist ja auch weniger gefährlich. Also es ist weniger gefährlich, wenn ich sage, ich als Person, die in einem Buchverlag arbeitet, wenn ich sage, ich liebe das Gefühl von Büchern, da ist ja völlig unabhängig davon, ob ich das kindlich mag oder ob ich das erwachsen mag.
Dass da so ein Match ist, ist halt ein toller Zufall. Und dann kann ich mich dem nähern und da auch eine Orientierung vornehmen.
Also auch eine äußere Orientierung für diese Kinder, indem ich ihnen zum Beispiel sage, wir haben jetzt einige von diesen Büchern und sie stehen da.
Das ist euer Regal, das sind eure alten Kinderbücher von früher.

[44:20] Und wir haben auch so Handpuppen gekauft von der Frau. Wir haben jetzt wieder die Prinzessin und einen Bären.
Und das ist so alles in einer Ecke und das ist so, ich muss mich damit nicht befassen, aber ich weiß, wenn ich das möchte, wenn ich diesen Moment von Wertschätzung und Ruhe und Genuss möchte, dann kann ich den aktivieren und ich kann ihn mit einer anderen Konkurrenz herstellen.
Und das ist bei Traumashit natürlich was ganz anderes. Was soll ich denn da wertschätzen? Oder genießen?
Nee, aber dieses andere, das ist ja das. Also bei vielem, was du gerade gesagt hast, dachte ich auch, ja, manches davon, ja auf jeden Fall. Wir haben beim Umzug auch verschiedenste.

[45:10] Bücher aus unserer Kindheit gefunden. War noch ein bisschen erstaunt, dass wir die überhaupt besitzen, weil wir halt ja eigentlich von dort fast nichts mitgenommen haben. Es hat aber scheinbar auch im Laufe der Jahre wurde das eine oder andere Buch dann irgendwo gefunden. Oder auch so, wir haben so Plastik, sorry, Plastik-Spielzeug- Indianer gefunden. Wir sind uns sehr sicher, dass wir keine hatten als Kind, weil, wir wissen, das war für uns immer ein Thema, dass wir eben keine hatten.
Irgendwie sind die aber jetzt da. Also es gibt eine Tüte mit diesen Dingen.
Es gibt auch eine sehr große Kiste voller Schleichtiere, aber wo wir auch dachten, okay, ähm...

[45:51] Das sind Sachen, die sind wichtig, die haben Orientierungswert, die vermitteln auch was.
Hier tauchte einerseits eine große Kiste mit lauter Bund- und Füllstiften auf, die immer im Weg stand.
Wie oft bin ich da dagegen gerannt?
Ich hab gefühlt das Ding ständig irgendwo hingeräumt, es stand aber immer wieder irgendwo, wo ich drübergefallen bin.
Es hat mich genervt. Inzwischen denke ich aber, das ist irgendwie wichtig.
Also, diese Riesen-Bundstiftkiste, die muss halt irgendwo, ne?
Die soll halt nicht im Regal hinten stehen. Die steht halt irgendwie vorne am Schreibtisch, wo ich dann nicht dagegenstoße.

[46:27] Und inzwischen muss ich ein bisschen lächeln, weil es halt eigentlich, es ist ein Anwesenheitszeichen.
Es gibt ja auch so blaues Plastik-Auto, das habe ich x-mal weggestellt, das steht an der Stelle, wo ich finde, da muss kein blaues Plastik-Auto stehen, wirklich nicht.
Es steht halt da.
Inzwischen lasse ich es halt einfach stehen, weil ich denke, gut, okay, es ist ein Zeichen von Anwesenheit, es ist für jemand Orientierung, es ist für jemand wichtig.
Und inzwischen mag ich es, weil ich merke, dass es so ein Teil von diesem, auch in der Wohnung vertraut werden, dass es hier Dinge gibt, die sind halt so.
Und die sind aber nicht von einem extern mitbewohnten Menschen, sondern die sind Teil von uns und irgendwo in uns ist es halt wichtig, dass dieses blaue Plastikauto derartig präsent, sehr zentral sichtbar ist.
Und dann muss ich halt lächeln, weil es ist so, es ist wie der Pullover, den jemand vergessen hat, der gerade noch zu Besuch war.
So, den du dann einsammelst und denkst, ach ja.
Ach, lass ich hier hängen, bis die Person wieder da ist oder so.

[47:27] Ich hab mich gerade gefragt, ob diese Anwesenheitszeichen nicht vielleicht auch ein bisschen eine Brücke sein können oder so ein Treppen...
Tritt, ein Tritt, ein Treppenstück, eine Treppenstufe.

[47:41] In der Orientierung. Weil was ich bei diesen Büchern z.B. gemerkt habe, ist, dadurch, dass ich die jetzt immer sehe, ist es auch immer...
Also ich wechsle dann nicht sofort zu einem Kind. Ich glaube, das ist nochmal ein Unterschied zu einem Trigger, ne?
Das passiert mir nicht, aber ich merke, dass, wenn ich die sehe, dieses Gefühl von alleine aufkommt.
Also diese Befriedigung, ah, das ist da. Und dass es, je häufiger ich da lang gehe, natürlich nutzt es sich so ein bisschen ab, aber es ist halt dieses, der Weg dahin nutzt sich auch ab.
Dass ich aufstehe und dass ich, also dieses Bücherregal ist neben meinem Kleiderschrank, dass ich, wenn ich zu meinem Kleiderschrank gehe auf dem Rückweg, dann an diesen Büchern vorbeikomme.
Das nutzt sich halt auch ab.
Also es ist nicht mehr nur so, als wenn dieses Buch so ein Tor aufmacht und ich kann überhaupt Kontakt zu ihnen herstellen, sondern auch, dass das sowas ist von, also für mich zum einen die Erinnerung, ich könnte jederzeit Kontakt herstellen, wenn ich will.
Also es gibt mir auch so ein Gefühl von Kontrolle, dass ich das bestimmen kann, wann ich da reingehen will oder wann eben nicht.
Und zum anderen aber auch.

[48:58] Dass ich das Gefühl habe, die Anteile, die das betrifft, kriegen mit, dass diese Faszination in einem Kontext ist.
Also, dass sie auch herstellbar ist in dieser Wohnung, neben diesem Kleiderschrank. Mhm.
Ja, ich glaube, ich weiß, was du meinst. Also, wir haben ein Kinderbuch, Detektiv Pinky, ich glaube, jeder, der im Osten groß geworden ist, kennt das irgendwie.
Pinky saß in einer Mülltonne und dachte nach. Genau. Diese Mülltonne stand in einer fiktiven Stadt, die für uns immer New York war.
Und dieses Buch löst bei uns eben genau, also für uns war das ähnlich, aus irgendeinem Grund war lesend irgendwo sitzen ein Safe Space früher, also zumindestens häufig oder oft genug.
Auch in der Schule war das, wir hatten extra so eine halbe Etage bei uns in der Grundschule, die zur Leseetage umgebaut war.
Deswegen sind für uns Bücher ähnlich, und Lesen und in diesen Geschichten sein, was Vertrautes, was sehr Schönes auch. Und wenn wir dieses Buch in die Hand nehmen, ist es ähnlich.
Es löst keine Wechsel aus, Was wir auch, wo ich auch sagen würde, ja genau, es ist halt kein Trigger in dem Sinne, aber es löst so ein.

[50:22] Ich weiß, es ist in unserem Zusammenhang ja immer ein etwas schwieriges Wort, aber es macht bei uns Heimat- und Identitätsgefühle.

[50:30] Und wir finden das auch wichtig, dass es diese Art, weil es sind Sachen, die wir aus unserer Kindheit, mitgenommen haben, so wie wir die anderen Sachen aber ja auch mitgenommen haben.
Also wir merken zunehmend, wir sind nicht heimatlos und wir sind auch nicht identitätslos. Das sind aber zwei Dinge, die wir seit vielen Jahren für uns mit rumschleppen.
Wir haben neulich in einem Gespräch sehr selbstverständlich quasi die Landschaft unseres Heimatortes erwähnt, als Landschaft, in der wir groß geworden sind.
Eine Person wusste, dass wir darüber eigentlich nicht sprechen, hat uns mit großen, irritierten Augen angeguckt, und die andere Person hat nur noch mal nachgefragt, nach etwas, was wir da halt sehr mochten.

[51:17] Ja, weil wir halt eine Heimat haben. Wir können, wir haben halt nur eine andere Erinnerung, es ist kein, es ist nicht positiv.
So wie wir ja auch eine Identität haben, aber auch das ist eigentlich fast ein eigener Postpass.
Ja, aber würdet ihr sagen, dass auch das hilfreich ist bei so einer inneren Orientierung?
Ja, unbedingt. Also, dass ihr für euch selber zumindest diese Anlaufpunkte habt oder diese Fixpunkte sozusagen? Ja.
Ich glaube nämlich, dass das was ist, was so Orientierung von inns, gerade am Anfang in der Auseinandersetzung, wenn man einfach noch total amnestisch ist und kaum Kontrolle über sich hat, dass das das total schwierig macht einfach.
Ich kann mich erinnern, dass ich halt einfach, ich wusste nicht mal, wie ich mich beschreiben soll.
Also anhand welcher Eigenschaften soll ich mich irgendwie einordnen?

[52:07] Ich glaube auch, dass... Mir ist damals irgendwie immer nur eingefallen, ja, ich bin halt scheiße.
Punkt. Und das war das einzige Adjektiv, das ich irgendwie für mich hatte.
Und der einzige Fixpunkt auch war die Ablehnung anderer Leute.
Und das ist ja keine Identität, das ist ja einfach nur, also ja, das beschreibt vielleicht was von Identität, aber das beschreibt ja nichts von mir, was mich ausmacht oder was mir wichtig ist.
Und ich merke halt, dass je weiter ich zu anderen Inns komme, wo wir so ein bisschen bei so einem Punkt sind von Verschmelzung und was bedeutet Co-Bewusstsein oder was macht Co-Bewusstsein oder so, merke ich halt jetzt, je näher ich zu anderen komme, desto mehr Adjektive kommen da.

[52:55] Die ich auch an mir selber prüfen kann. Also ich hatte jetzt zum Beispiel einige Wochen mit einem Innen zu tun, das sehr aggressiv ist und sehr wütend und auch sehr...
Ja, also das nimmt halt einfach keine angepassten sozialen Umwege, um zu gefallen und lieb zu sein, sondern wenn das genervt ist, dann sagt es interessiert mich gerade nicht, was mit dir ist.
Ich habe hier mein Ding und an der Sache ändert das nichts, zu wissen, wie es dir damit geht. Tschüss.
Also so ist dieses Innen unterwegs und ich habe halt gemerkt, ja, aber so weit weg von mir ist das gar nicht.
Also es liegt mir fern, ich habe den Mut nicht, vielleicht auch nicht dieses Erregungslevel, das allgemeine wie dieses Innen.
Aber dass ich manchmal genervt bin von anderen Leuten und dass mich eigentlich genuin tatsächlich nicht interessiert, was mit denen gerade ist, mit deren Gefühlen und mit deren Gedanken, das kenne ich.
Es ist nur mein Verhalten und die Entscheidung, die ich treffe, ist eine andere.
Aber da merke ich, ok, ich konnte jetzt durch diesen Kontakt nachdenken darüber, was macht Wut mit mir, was macht, also wann bin ich aggressiv und wann unterdrücke ich sie und was fällt mir dabei leicht und was nicht.
Bin ich ein aggressiver Mensch oder nicht?

[54:11] Bin ich ein generell wütender, misstrauischer Mensch? Das konnte ich mich dann halt in der Situation fragen und irgendwie So ein Verständnis davon zu haben, dass ich Anteile habe, Inns habe, Zustände habe, in denen diese Adjektive zum Beispiel passen.
In dem Moment bin ich ja ein aggressiver Mensch, aber dann auch wieder zu merken, okay, in einem anderen Zustand bin ich es nicht.
Also auch dann zu merken, okay, die Identität oder die Selbstzuschreibungen, die ich mir geben könnte, sind fluide und verändern sich.
Und was bleibt denn so im Großen und Ganzen, im Allgemeinen übrig?
Der Pool erweitert sich, je mehr ich Kontakt nach innen habe und auch je mehr innere Orientierung ich habe.
Ja, und ich glaube, also, nur bevor ich irgendwie alles vergesse, weil die Gedankenkette immer länger wird.
Ich glaube, das eine, wo du angefangen hast, war der Moment, also wir zumindest empfinden dieses, du musst den Kontakt zu deiner Vergangenheit abbrechen, du musst dich anonymisieren.
Es ist per se alles, was damit zu tun hat, ein Trigger. Es ist schlecht, es erinnert dich, es hat dich, es ist ja gewaltvoll gewesen.
Gewesen, es wird eigentlich abgetrennt.
Und wir glauben, dass es einer der, Entschuldigung, größten Fehler von Traumatherapie ist, das zu tun.

[55:36] Wir merken, dass es für uns ein richtig großes Thema ist, uns das wieder anzueignen.
Wir würden dazu wirklich gerne auch mal einen Podcast machen, weil uns das schon lange beschäftigt, aber jetzt gerade auch noch mal mehr, weil wir haben eine Herkunft, wir haben eine Heimat, wir haben eine Verbindung zu einer Landschaft, in der wir groß geworden sind, die wir auch nicht mit Gewalt verbinden, die wir aber mit Wahrnehmung verbinden. Wir mögen Flusslandschaften, weil wir sind an einem Fluss groß geworden.
Wir suchen ganz oft nach Flüssen oder nach Wasser, weil wir uns dort was finden, eine Form finden von Innerem, gut da sein können, wo wir denken, ja, weil wir als Kind auch an einem Fluss permanent unterwegs waren und es ging uns gut da.

[56:26] Auch wenn das in unserer Heimatumgebung war, wo es halt viele, viele schlimme Sachen gab. Und ich glaube, dass man niemandem einen Gefallen tut, wenn man, Traumatherapie und ...
Traumabearbeitung damit anfängt, diesen Cut zu vollziehen für jemanden oder ihn letztlich auch ein Stück weit einzufordern.
Also für uns war das so. Ich glaube, man muss da bewusst damit umgehen. Und Identität, da finde ich, ist es dasselbe.
Wir haben oft den Eindruck, also wir haben uns zum Beispiel lange nicht getraut, zu sagen, dass wir diese Kinderbücher aus unserer, Kindheit besitzen, dass wir ein Interesse daran haben, wie oft sind wir an. Es gibt ja gerade eine große, es gab ja viele, so sehr bekannte Kinderbücher, auch gerade aus der DDR, die jetzt wieder neu aufgelegt wurden, wo wir immer mit so einem verstohlenen Blick vorbeigegangen sind, weil wir das Gefühl hatten, ach, das dürfen wir jetzt gar nicht, nee, nee, das ist ja, das ist ja was von früher, das ist ja ein Trigger.

[57:19] Oder es ist gefährlich. Es ist gefährlich, genau, und da dürfen, also, das wäre jetzt, also, was sollen die denn denken, das ist ja, ne, also, aber das stimmt nicht, Das sind Bücher, mit denen verbinden wir schöne Erinnerungen oder die sind für uns Kindheit. Was weiß ich, Piddyplatsch, das ist Kindheit für uns. Und ich glaube, der Weg dahin zu kommen, zu sagen.

[57:45] Es gibt Dinge aus unserer Vergangenheit, aus unserer Kindheit, die sind uns vertraut, damit sind wir verbunden, damit sind in uns verbunden und die dürfen und die müssen sogar sein, weil wir können uns, also wir kranken ein bisschen daran, das Empfinden zu haben, wir müssten uns permanent oder müssen uns eine neue Identität aufbauen.
Das ist aber Quatsch, wir haben eine Identität. So wie wir am Anfang von diesem Podcast mal darüber geredet haben, warum wir das nicht als Identitätsstörung bezeichnen. Und ich finde, wenn du darüber erzählst, merken wir halt auch so, ja, vielleicht noch mal mehr, fünf Sätze sagen zu wollen, so, ja genau, das ist nicht richtig, dass das so weggesprochen, weggeredet wird, dass das so abgeschnitten wird, das macht, das macht leid, dass nicht notwendig ist. Weil nur weil unsere Herkunftsorte und Herkunftsfamilien hoch belastend und gewaltvoll waren, sind aber die Orte dort oder die einzelnen Momente, die man als Kind erlebt hat, wir haben ganz oft nachts auf so einer Wiese gelegen, also wir waren, sind nachts auf das mal abgehauen und haben halt Musik gehört und Sterne geguckt.

[58:52] Das ist, weißt du, das ist ähnlich wie mit den Wolken und bei uns gibt es welche, die atmen dann durch, die fühlen sich dann einfach sehr safe.

[59:01] Ich habe gerade noch in dem, was ihr erzählt habt, davor noch so ein bisschen gedacht oder, zumindest so den Gedanken gehabt, ob ich mich vielleicht auch eine Weile so da reingegeben habe, dass ich eine Identität habe, die passend zu meiner Diagnose ist.

[59:20] Das war ja irgendwie, also wir waren ja so jung und hatten halt noch nicht so diese Möglichkeit, einen eigenen Haushalt zu haben, ein eigenes selbstbestimmtes Wohnen oder so, das war ja alles nicht. Und alles, was wir hatten, war immer definiert auch von unserer Diagnose, bis wir so, bis wir junge, erwachsene Personen waren. Und ich glaube, dass wir das tatsächlich auch so bestimmte, bestimmte Aspekte, dann hatten wir das Gefühl, ja, das muss irgendwie aufrechterhalten bleiben. Also ich darf, ich darf jetzt, ich darf nicht ausdrücken oder ich sollte nicht ausdrücken, wie sehr ich nach Hause möchte oder wie sehr ich Heimweh habe, weil ich ja gesagt habe, ich möchte weg von zu Hause, dass ich da dieses Bedauern auch nicht so richtig ausdrücken durfte, ohne als Opfer gesehen zu werden.
Also ohne, dass jemand da ist, der oder die sagt, ja, du hast Heimweh, weil du nichts Besseres kennst, weil du die TäterInnen nicht hassen kannst und deswegen bist du so verbunden oder so.
Also das in eine Richtung?
Ja. Und in die andere Richtung ist es dieses sich wieder was holen, was von früher kommt und sich quasi diesem Trigger auszusetzen, hat dann ja auch was von ähm.

[1:00:39] Ich mach was, ah du bist also doch nicht so ganz amnestisch, hast du uns angelogen?
So ungefähr? Da eiert man ja dann auch irgendwie immer mit rum.
Oder willst du nicht gesund werden, als Gedanke.
Also wenn du dich jetzt hier die ganze Zeit damit auseinandersetzt, dann kann es ja ...
Und daran festhältst. Genau, dann kann ja nicht in deinem Interesse sein, dass es dir besser geht.
Und also das, glaub ich, war bei mir auf jeden Fall eine Weile so ein Ding.
Aber ich merke, dass ... Ja, nur einmal kurz, ne? Und ich glaube nicht, dass das was mit eurem oder deinem Alter damals zu tun hat, schreiben und wir waren zehn Jahre älter als wir unsere Diagnose bekommen haben.
Nur so kurz, aber ich wollte, ich war mal fertig. Entschuldige. Gar nicht schlimm.
Also ich, genau, auf der anderen Seite denke ich nämlich auch, dass das ein Stück weit, also es ist gerade ein Meme, dass die 30-somethings, also die irgendwie 30-Jährigen, gerade den absoluten Regressionskram durchmachen, dass sie sich eben Spielzeuge und Serien und Bücher von früher kaufen.
Ältere Leute oder jüngere Leute verstehen das gar nicht so. Also warum ist das so?
Und ich glaube, dass das so ein bisschen einfach auch Zeitgeist ist gerade, zumindest bei mir.

[1:02:06] Dass ich einfach sehr davon profitiere, dass bestimmte Dinge retro sind.
Und nochmal neu aufgegriffen werden. Es gibt ja zum Beispiel so viele neue Star Trek Serien.
Ich glaube, dass das für Leute, die vor 20 Jahren da sehr drin aufging, was einfach richtig toll ist und was mit sehr viel Retro und mit sehr viel Nostalgie vielleicht auch zu tun hat.
Und dass es einfach so eine popkulturelle Nostalgie gibt gerade auf ganz vielen verschiedenen Ebenen.
Dass es irgendwie auch sowas hat, so einen nostalgischen Touch.
Also worauf ich damit hinaus will ist, warum sollen wir denn nur, weil wir viele sind und weil unser Bezug zu den, zu unserer Herkunft zum Beispiel, zu unseren Herkunftsfamilien, weil der so schwierig ist, warum sollen wir denn auf Nostalgie verzichten?
Wir sind ja dennoch in dieser Zeit und in diesen Örtlichkeiten aufgewachsen.
Die haben ja trotzdem uns berührt.
Also ja, Nostalgie ist das eine, aber warum sollen wir auf Identität und auf Heimat verzichten?

[1:03:09] Ich glaube, das hat ja nie jemand verlangt irgendwie. Naja, wirklich? Von mir nicht.

[1:03:17] Ich glaube auch nicht, dass uns jemand das doch, natürlich ein Stück weit schon, weil es ging darum nicht mehr dorthin zu fahren, was ja, es gibt eine Ebene, das darf man nicht verwechseln, es gibt eine sehr klare Ebene, wo sowas wie, wir fahren dort nicht hin, total richtig ist, weil es den Umstand gäbe, dorthin zu fahren, würde eben auch bedeuten, dass es viele Dinge gibt, mit denen wir noch nicht umgehen können, für die wir keinen, ne, also, es würde viel, also es wäre einfach gerade der falsche Moment gewesen, Aber grundsätzlich, wir sind früher mehrfach auch quasi unwissend von unserer Umwelt dorthin gefahren und gar nicht um mit Tätern zusammen zu sein oder ähnliches, sondern wir haben einfach drei Stunden am Fluss gesessen und sind wieder zurückgefahren.
Weil wir unglaubliche Sehenswürdigkeiten nach diesem Empfinden unserer selbst an diesem Fluss.
Wir sind irgendwann, na also dieser Fluss ist recht lang, wir sind auch manchmal einfach an anderen Stellen dieses Flusses, weil dieser Fluss bei uns etwas auslöst, ein Ganzheitsempfinden, ohne jetzt ganz zu sein, aber ein Empfinden, was wir anders fast gar nicht herstellen können, und uns beschäftigt das ganz viel, das, was ja schon gesagt wird, ist diese Orientierung nach vorne. Hat dich schon mal jemand in der Therapie erzählt? Erzählen Sie mir doch mal was von dem Ort, wo Sie aufgewachsen sind. Und nicht im Hinblick, wo haben welche Gewalttaten stattgefunden.

[1:04:42] Oder welcher Täter haben wo gewohnt oder was auch immer, sondern sowas wie...
Die Kleinstadt, da war das und das, das mochte ich, ne? Oder wo du vorhin meintest, an etwas festhalten, was aus dem Früher ist, wird sehr schnell belegt, damit du hältst an Alten fest, an Krankmachenden.

[1:04:59] Du willst nicht gesund werden, du willst das nicht loslassen.
Aber wir haben, wie alle Menschen auch, ein Bedürfnis danach, Vertrautes zu behalten.
Ob das jetzt ein Kinderbuch aus unserer Kinderzeit ist oder eine Landschaft, mit der wir groß geworden sind, oder auch die Erinnerung, keine Ahnung, wir erinnern uns zum Beispiel sehr sehr gerne an, bei uns gab es am Nachmittag immer Brötchen mit Butter und Marmelade drauf, in der Schule, im Hort. Wir essen das bis heute total gerne, das ist für uns eine sehr schöne Kindheitserinnerung. Und wir haben uns jahrelang nicht getraut, das A zu benennen und sie überhaupt zu haben und dachten immer, oh Gott, wahrscheinlich hängen wir in irgendeiner Schleife fest und nur deswegen geht es uns gerade, wie es uns geht. Aber es darf doch sein, dass wir einfach eine tolle, eine schöne Erinnerung an Marmelade auf Butter auf.

[1:05:53] Halbtrockenen Brötchen haben. Weißt du? Ja, wir mussten das nie so verteidigen.
Ich wusste, ich hatte sowas halt einfach nicht zu erzählen. Ich hatte da einfach an solche Sachen ganz lange keine Erinnerung. Musste das... Und das ist der andere, ja, und das ist aber der andere Punkt, das hattest du vorhin auch, und ich glaube auch da, ich glaube auch nicht, dass wir das irgendwo mal wirklich aktiv verteidigen mussten, aber alles, was eigentlich nicht okay ist. Eben auch wie dieses, als du vorhin meintest, wieso kann sie sich an das erinnern, aber an andere Sachen nicht? Ich meine, jeder, der sich mit Dissoziation beschäftigt, weiß, dass meine Erinnerung an den Geschmack von Marmelade auf halbtrockenen Brötchen an einem Sommernachmittag nichts damit zu tun hat, ob ich zig andere Sachen, die da drumherum passiert sind, erinnern kann. Aber genau, es ist etwas, was wir auch kennen. Wir haben sofort gedacht, Das ist auch eine Angst von uns.
Wenn wir irgendwas erinnern, heißt das sofort, warum erinnerst du alles andere nicht?
Statt zu sagen ... Das ist ja, weil andere Leute sich damit nicht auskennen und nicht auseinandersetzen.
Die denken, die grundsätzlich das Konzept von Amnesie nicht verstehen.

[1:07:04] Es ist ja nicht so, als hätte man ein Loch im Kopf. Nee, das stimmt.
Aber ganz ehrlich, für uns ist auch viele dieser Annahmen darüber, wie wir zu sein haben oder wie wir sein sollten, Also, naja, weil in unserem Umfeld wussten sehr lange die meisten Menschen nicht mal, dass wir viele sind, sondern unser Gegenüber für diese Auseinandersetzung waren Menschen aus dem Therapiesystem. Und die haben uns dieses Denken vermittelt und sie haben sich wenig Mühe gegeben, bis gar keine, das zu hinterfragen oder selber aufzuklären. Weil ich glaube tatsächlich, dass sich viele, viele therapeutisch arbeitende Menschen nicht damit beschäftigen. Mit so einer Frage, wie hat meine Klientin eigentlich Etwas aus ihrer Kindheit, was gut ist, aufzubewahren. Was eine schöne Erinnerung ist.
Ich glaube, wir haben alle dieses, das ist das Frühere, und das ist das Heute.
Und die Orientierung gehört ins Heute, und das Frühere war schlecht.
Das finde ich so traurig.

[1:07:59] Ja, aber das macht ja was mit Menschen, die das betrifft. Weil eben auch dieses ...
Alles, was ich mit dem Frühere verbinde, wenn ich mich davon nicht lossage, wenn ich das nicht loslasse, wenn ich damit nicht distanziere, dann bin ich ja Teil dessen, also bin ich dann auch schlecht.
Aber das stimmt ja nicht. Und wir finden, es macht auch eine Störung der Identität, wenn das nicht aufgeklärt wird und wenn das nicht geholfen wird, auseinanderzusetzen, dass das nicht stimmt.
Du musst dich nicht von deinem, von dir selber distanzieren und du musst dich auch nicht davon los sagen, dass du Kinderbücher aus deiner Kindheit schön findest oder dass du dir das zehnte Plüschtier kaufst, weil du Plüschtiere einfach per se als etwas Tolles erinnerst und halt keins mehr hast von denen, mit denen du groß geworden bist.

[1:08:46] Das ist nicht schlimm, im Gegenteil, das ist doch wunderbar.
Kauft ihr... Wir haben uns irgendwann vor einer Weile, wir mussten ja ein paar Mal zu Ikea, wir haben uns irgendwann getraut, einen riesen Dino zu kaufen.
Der wird geliebt, also wir haben auch noch ein paar andere kuschelige Tiere hier, die hier so wohnen, aber der war so... Das musste dann halt nochmal sein.
Und wir haben es in diesem Gefühl getan von, genau, wir wollen den.
Der erinnert uns an etwas aus unserer Kindheit und wir wollen das mit nach Hause nehmen.
Das soll bei uns einziehen, das soll halt einen Ort bei uns haben.

[1:09:20] Und wir haben, ich stelle dir mal vor, wir werden, ich meine, das ist jetzt so ein bisschen aufgebaut, weil wir könnten unserer Therapeutin das natürlich erzählen, aber wir sind gar nicht auf die Idee gekommen, davon zu erzählen und zu sagen, Guck mal, das haben wir gefunden und einfach voller Stolz zu sagen, das verbindet uns mit unserer Kindheit auf eine positive Art und Weise, weil es diesen Teil ja auch gibt.
Wir kommen dann mal sehr ins Reden, weil uns das oft sehr beschäftigt, weil wir finden, Traumatherapie sollte da überdacht werden an dem Punkt.
Also da sollten viele noch mal hingucken, wie sie da arbeiten.
Ja, ich frage mich gerade da, Gott, was habt ihr erfahren? Also das klingt ja fürchterlich.
In unserem Fall war das immer eher so, dass wir gefragt wurden, was uns Kraft gibt, und ich wusste das einfach nicht.
Also, ne?

[1:10:09] Die Frage kennen wir schon auch, aber eher, aber das war... Und mit so einer Herausforderung, wir müssen was Neues erfinden.
Ja, und ich hatte diesen Kontakt einfach nicht. Ich hatte einfach nicht diesen Kontakt zu den Inns, die schöne Dinge machen.
Und ich hatte nicht den Kontakt zu diesen biografischen Erinnern im Oken, also einfach in einem anderen Seinszustand als ich.
Und das war dann halt bei mir gar nicht so dieses, du darfst nicht an deine Kindheit denken, so ungefähr.
Daraus darfst du keine Kraft ziehen, weil die war ja schlecht, so gar nicht.
Es klingt ja so ein bisschen so, als würde euch vorgeschrieben, wie ihr eure Kindheit finden müsst und alles, woher ihr kommt.
Das hatte ich zum Glück nicht. Da kann ich schon irgendwie sagen, da gab es einen ressourcenorientierteren Blick und auch einen wertschätzenderen Blick auf mein Überleben, auch immer mit so einem Gedanken von, sie haben was überstanden, sie haben was überlebt, da war sicherlich nicht alles schlecht und sie finden mit Sicherheit auch nicht alles.

[1:11:17] Schlecht.
Aber ich hatte das immer eher an so einem Punkt von, wann hat es sich mal gut angefühlt oder was gibt Kraft, was ist eine schöne Ressource.
Da hatte ich halt oft wirklich absolut eine blanke Birne, weil ich hatte diesen Zugang einfach nicht.
Dann denke ich halt, ja gut, dann muss ich halt offenbar noch ein paar Grottenäume streicheln und einfach gucken, was sie mir zeigen und was an ihnen schön ist und was eine Ressource ist.

[1:11:55] So. was ich vorhin noch sagen wollte war.
Dass man die Dinge, die man sich jetzt wiederholt, die fühlen sich ja dennoch nicht eins zu eins genau so an. Also zumindest nicht für mich.
Wir waren vor, ich glaube, zwei oder drei Jahren, waren wir auf Rügen zu Besuch und also im Urlaub mit dem Partner.

[1:12:15] Und es gibt ja so bestimmte, ich sage mal, Ostarchitekturbröckchen, die auch dort noch sind, also so bestimmte Gartentore, so eine bestimmte Art Betonpfeiler, Straßenlaternen, so Kladderadatsch, die ja auch wieder so was anticken. Oder in Leipzig waren das die Straßenbahnen, da war so viel los zur Messe, dass nicht nur die modernen Straßenbahnen gefahren sind, sondern auch richtig diese alten Waggons mit diesem Kleiderbügelbogen, der so aufgeklappt werden muss und so eine Rolle vorne, wo die Anzeige so drin ist. Also es war so richtig...
Mit einem ganz eigenen Geräusch.
Ja, und es wackelt so ein bisschen, wenn Leute einsteigen. Es war einfach herrlich. Es war einfach toll.
Und ich fand das einfach toll, obwohl ich...
Also ich bin eingestiegen in die Bahn mit so einem Déjà-vu-Gefühl von Oh, das kenne ich von zu Hause.
Und das hat sich auch kindlich angefühlt, aber es war halt auch...
Die Anstrengung der Messe saß mir in den Knochen.

[1:13:19] Ich habe unter der Haut direkt gesummt. Das hat sich angefühlt, als wenn so eine Schicht Brennnesseln zwischen Haut und Knochen ist. Ich war einfach total überreizt und müde und das war alles irgendwie so krass.
Und dennoch hat es mich gefreut, diese Straßenbahn zu sehen.
Und trotzdem hatte ich dieses nostalgische, schöne, ach ja, wir fahren jetzt Straßenbahn.
Ich habe auch genau so den Sitz bekommen, von dem ich das Gefühl hatte, ja, hier muss ich sitzen. Das ist genau so, hier ist es richtig.
Also irgendwie so, das war trotzdem, aber es war halt nicht das 1 zu 1 Kindheit Ding.
Also man kann ja auch so einen Bezug zu solchen Dingen herstellen und zu solchen Gegenständen, der genau so eine Mischung ist, auch ohne sich das direkt gezielt vorzunehmen.

[1:14:02] Und das ist, glaube ich, auch auf Rügen hatte ich, da gibt es, also in Norddeutschland gibt es halt diese Hanseaten, diese Kekse mit rosa und weiß geteilter Oberfläche und dazwischen ist Marmelade.
Und das ist auch so ein Gebäck, das uns total berührt irgendwie auch und total, ja, das, ist irgendwie eins von den guten Sachen, die auch so ganz gut verankert sind, aber auch nicht tiefergehend darüber hinaus.
Also das ist nicht so, ich habe das immer gegessen und das war so toll, sondern, ah ja, das ist eins von den guten.
Und wenn ich das heute esse, ist es halt einfach, ja, ist ein Hanseat, der ist mir wichtig, weil ich weiß, dass er mir früher wichtig war, dass er früher eine gute Sache war und dass er heute auch noch eine gute Sache sein kann.
Weißt du?

[1:14:56] Er sagt ja nicht viel über mich oder meine Identität oder was weiß ich.
Er sagt ja nichts, ist ja einfach nur ein Keks.
Und ein Keks, was kann man daran schlecht finden?
Gar nichts.
Kekse sind gut. sind unangefochten positiv.
Da kann man ja nur wirklich nichts gegen sagen. Nur wertschätzen muss man sie, glaube ich.
Dass euch das so vermiest wurde, oder dass das so schwierig gemacht wurde für euch, sich diesen Sachen auch zu widmen, auch noch von außen, also nicht nur von innen, wie ich das gestellt habe, aus so einem Gedanken von, wenn ich das jetzt mache, wenn ich mich an was von von früher verbinde, dann denken die vielleicht, ich will gar nicht die Hilfe haben, die sie mir anbieten.
Und ich will vielleicht gar nicht hier wohnen, weil ich bringe mich ja in Gefahr.
Und dann schmeißen sie mich raus. Das ist ja was ganz anderes.

[1:15:50] Ja, also ich glaube, bei uns gab es beide Prozesse und das äußere hat das innere halt dann einfach nochmal verstärkt und es wurde nie aufgeklärt.
Und wir.
Wir sind im Juli in Dresden. Ich bin ja mal gespannt, wie viel ostalgisches Gefühl Dresden in mir auslöst.
Mal schauen.
Was soll da noch so? Also da werden wir auch lesen, das finde ich halt auch spannend, diese Kombination aus.
Ich lese aus meinem Buch und bewege mich so in diesem Dialekt und in diesen Gegebenheiten und so.
Ja, ich finde das irgendwie cool.
Das ist dann die erste Lesung im Osten, oder?

[1:16:51] Also die erste war in Leipzig, die zweite in Bielefeld, die dritte ist in Dresden und die vierte ist dann in Lübeck, die fünfte ist dann vielleicht in Berlin, wenn ich bis dahin den Hintern hochgekriegt habe, mich zu kümmern.
Also es ist so ein bisschen, ja, ich muss das irgendwie, ich muss das ja irgendwie alles immer mit meiner Arbeit verbinden und so weit weg fahren und dann da nicht schlafen können so richtig, das ist so ein bisschen, ja, muss ich.
Das ist ein bisschen organisatorischer Aufwand irgendwie.
Und bezahlt werde ich dafür ja auch nicht, also ich muss da immer so ein bisschen gucken, wie kriege ich das so eingehandelt und eingedingst.
Aber ja, also so dann Köln ist auch noch geplant.

[1:17:43] So viel zu meinem Ausblick. Also zumindest an der Buchfront.
Urlaub wollen wir dieses Jahr auch noch mal machen.
Auch, ne, das ist auch vielleicht so ein Teil des Updates. Ich hab in den letzten Monaten ganz oft gedacht, dass Nacknack bald stirbt.
Ähm, was wahrscheinlich irgendwie gar nicht so ... Ist wahrscheinlich gar nicht so nah, wie es sich für mich anfühlt.
Aber das ist halt echt ein Thema jetzt.
Sie ist 15, sie hat Arthrose. Sie stöhnt beim Aufstehen und sie stöhnt beim Hinliegen.
Also ganz leise, ne? Aber halt immer so ...
Ein Abschied nehmen, ein langsames.
Ja, aber vielleicht auch nicht. Ich meine, es ist halt nur Arthrose.
Das hindert sie nicht an ihrem Kontrollgang durch den Garten.
Das hindert sie nicht an dem konsequenten Einfordern von Futtern.
Sie hat auch noch ihre Flipse.
Sie hat sie nicht mehr so oft, aber sie hat sie noch. Vielleicht ist das so mein menschliches Foreshadowing, dass ich irgendwie denke, Ah ja, das kann, also sie ist jetzt so alt, das kann nicht mehr lange gut gehen, aber vielleicht kann es halt doch.

[1:18:52] Mhm. Ich glaub, es ist einfach ein eigener ... Also, es ist ein eigener Abschnitt.
Also, man weiß, es hat sich was verändert.
Und es ist eine Zeit angefangen, wo man nicht weiß, wie lange die geht.
Ich mein, wir haben das ja mit unserer Hündin auch eigentlich quasi drei Jahre lang ...
Genau so empfunden oder nicht gewusst oder versucht, damit umzugehen.
Dass es sich was verändert hat und sie jetzt anders mit uns ist und bei uns und eben bei uns war und jetzt haben wir halt plötzlich hier so einen Jungspund, der, gerade in der Tür steht und ich weiß nicht so recht, ich glaube wir finden es gerade komisch, also sie ist eine Hündin, ich glaube wir podcasten das erste mal länger und in Ruhe und mit offener Tür und sie findet es glaube ich gerade ein bisschen schräg, dass wir hier seit fast anderthalb halb stunden mit dem raum reden ja ja ja.

[1:19:56] Ab jetzt von hier regelmäßiger wieder?
Ja, sehr, sehr gerne.
Wir sind übrigens auch im Urlaub, also wir sind im Urlaub demnächst, in vier Wochen.
Wir fahren das erste Mal seit Corona und Krebs wirklich wieder richtig, mit Zeit, ohne Plan B, ohne...
Ich hätte jetzt weiter gesagt, ohne Rückfahrticket. Wir haben natürlich ein Rückfahrdatum, aber...
Wir haben... Wir waren ja in beiden Sommern auch in Skandinavien, aber eben immer in so einem bestimmten Umfeld und Rahmen und immer mit dem Auge quasi zurück, wie kommen wir am schnellsten und am sichersten wieder nach Hause.
Und wir werden dieses Mal sehr, sehr lange, sehr weit in den Norden fahren, wo wir uns ja eh sehr verbunden fühlen.
Und dann wahrscheinlich sehr schnell mit zu wenig Zeit wieder zurück nach Hause.
Genau, da freuen wir uns sehr drauf.
Ja, schön. Das ist auch eine schöne Aussicht, wir sind noch in der Findung.

[1:21:04] Vielleicht machen wir mal einen Podcast über Urlaub machen, weil es hat für uns natürlich immer noch eine andere Seite.
Also wir sind noch gar nicht, es klang gerade so, als ob wir quasi aufgepackt in Klamotten sitzen, innerlich denken, aber die ganze Zeit, wir können nicht losfahren, wir können auf keinen Fall losfahren, das geht gar nicht.
Wir haben uns gerade auch selber zugehört und dachten, okay, es ist halt auch definitiv gerade zwei sehr unterschiedliche, gegensätzliche, emotionale Seiten.
Ja, wir haben irgendwie gerade so dieses ... Es ist jetzt September, also September ist der Monat, wo wir Urlaub machen können.
Unser Partner hat auch noch richtig viel Urlaub.
Aber mir ist in dieser Corona-Zeit nicht so ... Also, mir ist nicht so wohl dabei, jetzt irgendwie groß ins Ausland zu fahren oder so.
Wir hatten mal über eine Wohnmobiltour durch Norwegen nachgedacht.
Aber dann hast du diese alten Hunde. Also Bubi ist auch nicht mehr so jung.
Na, na, macht das, glaube ich, auf die fand das vor zwei Jahren schon kacke, dass wir irgendwie mit dem Wohnmobil unterwegs waren.

[1:22:03] Also das ist irgendwie gerade nicht so die Option, dann hat man irgendwie, ja dann Ferienwohnung, ja aber was machen wir da? Dann machen wir das gleiche wie hier.
Nur dass wir nicht die Sachen haben, die wir haben und die ganze Zeit kacke essen, weil wir nicht alle unsere Gewürze mit haben oder so.
Also irgendwie, ich merke, dass wir irgendwie so komisch, so merkwürdige Spießer-Gedanken haben.
Und gleichzeitig aber auch so, Felice ist ja jetzt gerade wieder losgegangen, die laufen dieses Jahr durch England bis nach Schottland hoch.
Und ich so gedacht, oh, das fänd ich cool.
Dann hab ich wieder dieses Fernweh von, okay, ich würd jetzt auch gerne einfach drei Monate weglaufen.
Hab aber auch mitgekriegt, die haben ja auch ihre Comics veröffentlicht, sie haben ein Comicbuch veröffentlicht, bevor sie losgegangen sind, von ihren Wanderungen vorher.
Und ich hab mitgekriegt, was sie für einen Hustle hatten vorher, also was alles noch fertig gemacht werden musste, damit sie drei Monate einfach auch weg sein können.
Da steckt ja immer so hinter diesem, ich bin jetzt mal eine Weile raus und mache eine Fernwanderung oder so, steckt ja unfassbar viel Orga, sodass ich irgendwie denke, das kriege ich im Leben nicht geschissen.
Also nicht in dem Leben, in dem ich Arbeit noch irgendwie noch dazu machen muss.
Und wir haben ja auch immer noch diese Familienplanungsgedanken, dafür braucht man ja auch eine gewisse Ruhe und Struktur drumrum.

[1:23:22] Stimmt, aber ich meine, man muss ja nicht gleich drei Monate wandern.
Ja, aber wieso denn nur einen Monat? Oder nur eine Woche? Da kommst du ja gerade erst in deinen Rhythmus rein und nach zwei Wochen hast du dann auch deine ersten schönen Erlebnisse gehabt.
Aber seien wir doch ehrlich, richtig geil wird es doch erst nach sechs Wochen. So mindestens.
Also wir waren auch schon mal nur eine Woche unterwegs und es war trotzdem ziemlich cool. Aber ja, ich weiß, was du meinst. Und ja, klar.

[1:23:49] Und da, also ja, wir können sehr gerne mal über Urlaub sprechen, auch über den Aspekt von Erholung dabei, ne?
Denn ich sag hier, mein Traumurlaub ist sechs Wochen Powerwalking und also nicht gerade so Entspannung, wie man sich das so vorstellt.
Das fände ich, glaube ich, tatsächlich mal ganz gut, sich das ein bisschen näher anzugucken. Wie ist das eigentlich und wie hat sich das entwickelt?
Vielleicht schaffen wir die Folge noch vor dem rechtlichen Sommer. Ja.
Es war schön mit euch. Danke, bis bald. Bis bald!

[1:24:25] Music.